Betende Frau  - © Foto: iStock/palidachan

Den Glauben suchen - ohne Gott?

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Es spricht viel dafür, Gott zum Thema zu machen: fragend, tastend, nicht durch Kritik und Denkverbote eingeschüchtert – aber auch nicht besserwisserisch auftrumpfend. Eine Replik auf den Essay „Auf der Suche nach dem Glauben“ von Andreas G. Weiß.

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Es spricht viel dafür, Gott zum Thema zu machen: fragend, tastend, nicht durch Kritik und Denkverbote eingeschüchtert – aber auch nicht besserwisserisch auftrumpfend. Eine Replik auf den Essay „Auf der Suche nach dem Glauben“ von Andreas G. Weiß.

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„Auf der Suche nach dem Glauben“ – diese Überschrift hat Erwartungen geweckt. Immerhin gibt es Beobachtungen in Gesellschaft und Kirche, die einladen, nach Spuren des Glaubens zu suchen. Gleich die ersten Absätze des Beitrags stellen in Abrede, dass jede Form des Glaubens verloren gegangen sei. Im Weiteren verweist Autor Andreas G. Weiß auf beachtenswerte „Portionen säkularen Glaubens“ im Leben unserer Gesellschaft – und schließlich auf Anforderungen, die an ein heutiges Glauben zu stellen sind; wobei unklar bleibt, ob es dabei um den religiösen oder eben um den säkularen Glauben geht.

Was indes förmlich nach einer Ergänzung ruft, ist die erstaunliche Tatsache, dass (nicht nur, aber auch) über den religiösen Glauben gesprochen wird, ohne dass – wenn ich recht sehe – auch nur ein einziges Mal das Wort „Gott“ fällt. Selbstverständlich gibt es keine Vorschrift, dass dieser Begriff vorkommen müsste. Aber wenn vom christlichen Glauben die Rede ist, dann gibt es dafür eine sachliche Notwendigkeit.

Sich Gott anvertrauen

Denn die Geschichte des christlichen Glaubensbegriffes ist untrennbar mit dem christlichen Gottesbild verknüpft. Wie der 1991 verstorbene französische Jesuit und Konzilstheologe Henri de Lubac in seinem Buch „Credo“ gezeigt hat, hängt das christliche Glauben im Sinne eines „Sich Gott anvertrauen“ davon ab, dass Gott entsprechend dem Evangelium als ein vertrauenswürdiger Gott verstanden worden ist – ein Gott, dem man sich anvertrauen kann, und nicht: dessen Existenz man für wahrscheinlich hält. So ist der Begriff des Glaubens zu dem Begriff geworden, wie wir ihn heute im christlichen Kontext kennen und verwenden: Ich glaube / wir glauben an (!) Gott. De Lubac hat aufgezeigt, dass dieses kleine Wort „an“ ursprünglich eine Neuschöpfung der Theologie war und sogar als eine Vergewaltigung der Sprache empfunden wurde.

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