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Womit haben die Rinder eigentlich 1945 gespielt?

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Wer den Anblick eine Kindes gewohnt ist, das frustriert auf einem Berg von Spielsachen sitzt, kann sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen, daß die Geschäfte leer sind und man gar kein Spielzeug kaufen kann.

Womit haben die Kinder nach 1945 eigentlich gespielt? Damals haben viele Eltern und Kinder entdeckt, daß man sich auch selber Spielsachen basteln kann.

Was für schöne Sachen kann man aus leeren Konservendosen machen. Schiefertafeln gab es keine, aber man konnte mit Kreide auf dem Kasten schreiben. Puppen und Puppenkleider konnte man zeichnen und ausschneiden. Baukästen gab's keine, aber man konnte ganze Städte aus gewöhnlichen Steinen und bemalten Holzstückchen bauen. Gliederpuppen blieben ein Wunsch-träum, aber selbst gemachte Fetzenpuppen waren viel beweglicher und schier unverwüstlich. Kartenspiele waren auch Mangelware, aber selbstgemachte Spielkarten aus Pappendeckel taten es auch. Und mit dem Fetzenlaberl erlebte man Län-dermatchatmosphäre.

Und für die Kinder auf dem Land gab es das, was man heute „Bio-Spielzeug” nennen würde. Schöne Gebilde aus Ästchen, Gräsern, Eicheln, Federn, Hölzchen und

Steinen. Und aus Blättern und Tannenzapfen machte man Männchen und Tierfiguren. Kastanien und Moos waren eine Wonne für jeden jugendlichen Künstler. Und jeder Bach lädt ein, ein Wasserrad zu basteln.

Selten sind Kinder so kreativ und so voller Ideen gewesen. Wäre da nicht eine Wiederentdeckung fällig?

Und erst „Robinson spielen”: Hütten bauen aus Zweigen und Rinde, Pfeil und Rogen schnitzen und ein Pfeiferl oder eine Flöte aus einer Haselnußstaude. Und hutschen konnte man sich auf einem Baumstamm oder auf einem Brett, das.man mit zwei Stricken an einem Ast befestigt hatte.

Heute spielen viele Kinder allein in der Wohnung. Früher haben sie viel im Freien gespielt: Im Park, auf der Straße. Großeltern erinnern sich gern an Tempelhupfen und „Servieren”, Versteckenspielen -„Wer schaut ein?” - Fangerlspielen und „Leo”.

Wie spannend waren erst Theater- und Zirkusspielen. Und Volkstanzen war nicht unbedingt ein „bräunliches” Vergnügen.

Eigentlich bemerkenswert: je weniger Spielsachen Kinder haben, desto sozialere Spiele spielen sie. Es hat scheint's auch für das Spielen eine gute alte Zeit gegeben.

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