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Die Apostelgeneralsynode a. D. 43 — eine Farce

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Mit Erstaunen muß der Berichterstatter feststellen, daß . das „Apostelkonzil” zu Jerusalem a. D. 43 noch immer nicht als „synodaler Vorgang” anerkannt wird, obwohl es doch seine Tagesordnung mit synodalen Arbeitsmethoden behandelt und erledigt hat.

Schon am ersten Tag gab es eine große Überraschung, als ein Antrag des Rechts- und Verfassungsausschusses (RVA), auf Schaffung rigoroser Eintrittsbestimmungen in die Kirche, abgelehnt wurde. Der Vorsitzende des Ausschusses, Jakobus, ein Delegierter aus Jerusalem, entwarf ein geradezu apokalyptisches Szenario, falls die Delegierten der „neuen” Gemeinden ihre laxen Gesetzesanträge durchsetzen würden. Nach langer Debatte wurde ein Vermittlungsvorschlag des ordentlichen, geistlichen Oberkirchenrates (OKR) Petrus angenommen, der allen Gemeinden durch ein Wort der Synode bekanntgegeben wird.

Großes Aufsehen erregte der vom Synodalen Matthäus erstattete Bericht des Dienstrechtsausschusses. Matthäus gab zu bedenken, daß alle rechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden müßten, um in Zukunft hauptamtliche Geistliche anstellen zu können - denn man dürfe sich nicht darauf verlassen, auch in den kommenden Jahren genug ehrenamtliche Kräfte zur Betreuung der Gemeinden zu finden.

Der Synodale Matthäus ließ sich nicht durch wütende Zwischenrufe beirren, die ihm Kleinglauben und heidnisches Sicherheitsstreben vorwarfen. Auch eine Finanzierungsmöglichkeit zeichne sich bereits ab. Er, Matthäus, habe seine früheren Beziehungen spielen lassen und sei mitten in erfolgversprechenden Vorverhandlungen mit der Gewerkschaft der Zöllner. Während der Synodale Jakobus in solchen Machinationen einen Verrat am Herrn sah, entgegnete ihm OKR. Petrus, daß sich eben dieser Herr wohl etwas gedacht haben müsse, als er ausgerechnet einen Zöllner in die Schar seiner Jünger berufen habe. Im übrigen sei noch mehr als bisher ehelosen „Brüdern” bei noch zu schaffenden Anstellungsverhältnissen der Vorzug zu geben.

Die Synode beauftragte schließlich den RVA und den theologischen Ausschuß mit der gemeinsamen Weiterarbeit.

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