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Ökumenischer Palmdonnerstag in Wien

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Auch im 20. Jahrhundert entste hen neue kirchliche Feste. Eines davon ist der – seinem Selbstverständnis nach ökumenisch« – Palmdonnerstag, der heuer zum 25. Mal in der Wiener Reformierten Stadtkirche gefeiert wird. Ja sogar zu lexikalischen Ehren hat es der neue Feiertag schon gebracht, „Das BrauchBuch“ von Helga Maria Wolf informiert bereits ausführlich.

Konkret geht es um den Donnerstag vor dem Palmsonntag. Ein-jeladeii wird im Bereich der christ-ichen Ökumene, grandsätzhch ist aber jede/r willkommen. Alle Gottesdienstbesucher werden auch im Namen Jesu Christi zur Teilnahme am Abendmahl eingeladen, das heißt, das Abendmahl ist „offen“. Der Palmdonnerstag bietet aber keine vorweggenommene „Inter-kommunion', sondern Gastfreundschaft am Abendmahltisch, eben die Einladung, am „evangelisch-refor-mierten“ Abendmahl teilzunehmen. Den Gottesdienstbesuchern aus den anderen Konfessionen bleibt es überlassen, wie sie dieses Angebot aufgreifen beziehungsweise verstehen.

Leider hat die Römisch-katholische Kirche erst 1988 erneut die offizielle Einladung der Reformierten (H. R.) und der Lutherischen (A. B.) Kirche zum Gastabendmahl zurückgewiesen. Trotzdem laden die Wiener Reformierten für den 24. März 1994 um 19 Uhr zum „Silbernen Palmdonnerstag“ in die Dorotheer-gasse ein.

Nach einem liturgischen Bußteil wird das Abendmahl – Schwarzbrot und Rotwein – an einem langen weißgedeckten Tisch – die reformierte Tradition lehnt Altäre aus theologischen Gründen ab – von Laien und Laiinnen ausgeteilt. Dazu kommt eine spezielle Liturgie „am Tisch"-.

Die Einsetzungsworte ersparen den Kommunikanten nicht die Konfrontation mit der Bratalität des Lebens: „Unser Herr, in der Nacht, als er verraten wurde ...“ Diese Bratalität des Lebens wie

Hunger, Not, Unterdrückung, Ausbeutung, Folter und Umweltzer-störang ist auch in der Liturgie präsent. Sie ist für die Worte aller Menschen offen: Jesaja und Karl Marx, die Priesterschrift und Darwin, Ezechiel und Sigmund Freud.

Thema der „Doppelpredigt“ ist heuer: „Rehgion auf dem Tisch“. Der Palmdonnerstag endet mit einem biblisch-mediterranen Empfang im Pfarrhaus. Die Kollekten des Palmdonnerstages sind für Dritte-Welt-Aktivitäten beziehungsweise für Flüchtlingsprojekte. „Ökumenische“ Frömmigkeit hat hier eine Gestaltungsform gefunden, die erfreulicherweise angenommen vrarde.

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