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„Das Erreichte nicht aufgeben!“
Ein Höhepunkt des Papstbesuches war der ökumenische Gottesdienst, den die Vertreter von 13 christlichen Kirchen in der evangelischen Kirche in Salzburg mit dem Papst gefeiert haben — eine Premiere bei Papstreisen.
Der Geist der Ökumene hatte auch die Sitzordnung bestimmt: Im Halbkreis vor dem Altar saßen alle — auch Johannes Paul II. — auf gleicher Höhe und gleichen Sesseln, dazwischen ein Altartuch mit dem Zeichen der Ökumene: ein Kreuz auf einem Schiff, das auf den Wellen schaukelt. Vorbereitet wurde der Gottesdienst vom „ökumenischen Arbeitskreis Salzburg“, in dem nur die Methodisten mit einer Frau.vertreten sind.
Als erster kam Pfarrer Ernst Kreuzeder, Altkatholik und derzeit Vorsitzender des ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), zu Wort. Damit wurde ein weiteres Zeichen gesetzt: Zum ersten Mal wurde der Papst beim Besuch einer Regionalkirche nicht von einem Vertreter einer Konfessionskirche begrüßt, sondern von einem gewählten Vertreter der im ÖRKÖ vertretenen Kirchen.
Kreuzeder wies auf den hohen Stand der ökumenischen Arbeit in Österreich hin und betonte den Willen der Kirchen unseres Landes, diesen Weg weiterzugehen: „Wir in Österreich werden jedenfalls das bisher Erreichte nicht aufgeben!“
Höhepunkt des ökumenischen Gottesdienstes war die „Doppelpredigt“ von Johannes Paul II. und Dieter Knall, Bischof der Evangelischen Kirche A. B. Geradezu sensationell: Im Unterschied zu anderen Anlässen dieses Besuches ging der Papst auf Argumente ein.
Bischof Knall stellte das Gemeinsame und Verbindende der Kirchen ins Zentrum: die längst gegenseitig anerkannte Taufe als ökumenisches Grundsakrament. Die evangelische Kirche fühle sich daher konsequenterweise nicht berechtigt, einen getauften Christen von ihrer Abendmahlsfeier auszuschließen. Knall lud erneut zum Gastabendmahl ein, insbesondere Ehepaare in konfessionsverschiedener Ehe. Er unterstrich aber ausdrücklich, daß die gastweise Teilnahme am evangelischen Abendmahl die Kirchenmitgliedschaft der Gäste nicht in Frage stellen würde.
Auch der Papst begann mit dem gemeinsamen Fundament aller Christen. Gerade in diesem Zusammenhang wiederholte er die Vergebungsbitte für die Vertreibung der Salzburger Protestanten im 18. Jahrhundert, die bereits 1966 Erzbischof Rohracher bei der Amtseinführung des ersten Salzburger Superintendenten, Emil 'Sturm, ausgesprochen hat.
Johannes Paul II. machte aber kein Hehl daraus, welche Voraussetzungen man evangelischerseits schaffen müßte, um ein gemeinsames Abendmahl möglich zu machen, nämlich das Sakrament der Priesterweihe: „Hat sich die evangelische Kirche schon genügend der Möglichkeit geöffnet, sich der sakramentalen Gestalt des geistlichen Amtes anzunähern, wie es die Uberlieferung der katholischen Kirche in Ost und West seit den Anfängen als apostolisches Erbe und als Form der apostolischen Nachfolge versteht?“ Jeder Schritt in dieser Richtung sei auch „ein Schritt auf die volle eucharistische Gemeinschaft.“ Er sehe aber viele Möglichkeiten für den weiteren Dialog und ein gemeinsames christliches Zeugnis vor der Welt.
Salzburg war ein Fortschritt für die Ökumene. Vielleicht wird der Papst bei seinem dritten österreichbesuch nicht nur die Reden seiner Brüder — und dann wohl auch schon Schwestern - aus der Ökumene vorher zum Studium haben wollen, sondern sogar seine Rede schon vorher - wie bereits diesmal versprochen — seinen Partnern zur Verfügung stellen.
Der Autor ist Landessuperintendent der Evangelischen Kirche H. B. in Österreich.
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