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Gemischte Bilanz
Obwohl es Papst Johannes Paul II. allen recht machen wollte, fällt die Bilanz seines dritten Deutschlandbesuches gemischt aus. Protestanten, Juden und Nichtgläubige bedachte er am Wochenende mit freundlichen Worten, die dunkle deutsche Nazi-Vergangenheit nannte er bei der Seligsprechung zweier Widerstandskämpfer in Berlin ebenso beim Namen wie er die Hoffnung auf eine christliche Zukunft mit der Einberufung einer Europasynode beschwor. Unter dem Brandenburger Tor feierte er wieder einmal den Sieg über den Kommunismus.
Obwohl sich von dem Besuch niemand den großen Durchbruch in der Ökumene erwartet hatte, blieben auch kleine Fortschritte im Dialog mit der evangelischen Kirche aus. Diese wären in Deutschland jedoch dringend notwendig gewesen. 450 Jahre nach dem Tod Martin Luthers zählt das Land 28,2 Millionen Protestanten und 27,9 Millionen Katholiken. Der Vorsitzende der Evangelischen Kirche, Klaus Engelhardt, kam dem Wunsch vieler gemischt-konfessioneller Eheleute nach und ersuchte Johannes Paul II., daß sich die katholische Kirche für die Teilnahme von evangelischen Christen bei der Eucharistiefeier öffnen solle. Darauf ging der Papst nicht ein. Seine einzige Geste waren freundliche Worte über Luther. An seinem Primat wollte der Papst aber nicht rütteln. Daß es im 16. Jahrhundert zur Spaltung gekommen sei, liege am „Versagen in der katholischen Kirche” ebenso wie an „Luthers eigener Leidenschaft”. Die derzeitigen Gespräche zwischen beiden Kirchen seien zwar zu begrüßen. Die Einheit der Christen erfordere aber eine „echte Übereinstimmung im Glaubensgut” selbst. Darunter versteht der Papst, daß sich die Christen anderer Konfessionen unter dem Dach der katholischen Kirche versammeln. Angesichts dieser Worte sind bei vielen Protestanten Gefühle der Enttäuschung nicht zu übersehen. Christian Hölter
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