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Von Graz sind Worte geblieben

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Keine Vorschußlorbeeren, eher Unkenrufe haben die 2. Ökumenische Konferenz in Graz bereits eingeläutet. Keine Illusion über die Bealität des kirchlichen Mit-einanders: „Unsere Geschichte ist bis heute belastet von Verdächtigungen, Verketzerungen und Verdammungsurteilen. Dadurch haben wir das Bild des barmherzigen Gottes bis zur Unkenntlichkeit verzerrt und vielen Menschen den Glauben an einen gnädigen Gott schwer, wenn nicht gar unmöglich gemacht." Der von Kardinal König beschworene Geist „der gegenseitigen Rücksicht und Demut", der vom Konstantinopler Patriarchen gewünschte „offene, transparente und ehrliche Dialog", die vom lutherischen Bischof Sturm gepriesene Buntheit des Regenbogens war vor allem an der Basis der Konferenz -und die hat ja angeblich nichts mit den Hierarchen zu tun - zu spüren, während sich die müden, visionslosen Kirchenführer wieder einmal so ge-rierten, „als ob Gott der oberste Professor im Kirchenrecht wäre und will, daß jeder einzelne Artikel des Gesetzes eingehalten wird", so der methodistische Superintendent Nausner. Das geplatzte Patriarchentreffen war zwar das Beste, was der Konferenz passieren konnte, aber die „kalte Dusche" für Frauen und evangelische Teilnehmer(innen) blieb nicht aus. Superintendentin Knoll: „Der Einzug von Aleksij II. mit Blaulicht vorne und hinten, das hat mir so weh getan. Da ist mir Jesus auf dem Esel nach Jerusalem eingefallen. Wo sind wir eigentlich?" Bei dieser „Demonstration einer hierarchischen, von Männern dominierten Machtkirche wird die evangelische Kirche an den Rand gedrängt und dient lediglich als Aufputz" - in Wirklichkeit nicht einmal das, wenn man an die protestantenfreien Fotos in den Zeitungen denkt! - „damit man nach außen zeigen kann: Seht her, so demokratisch und dialogfreudig geht es bei uns zu. In Wahrheit findet überhaupt kein Dialog statt."

„Ein versöhntes Christentum kann mithelfen, das Vertrauen der europäischen Völker zueinander zu stärken", hat sich Bundespräsident Klestil gewünscht, bekommen hat er nur das Feigenblatt einer offen miteinander redenden fröhlichen Basis - denn die „Kirche ist elend und zerrissen und ein arges Schauspiel vor unseren Augen." (Calvin)

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