Chalupka - © APA /  Roland Schlager

„Pfarrer für alle Evangelischen“

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Michael Chalupka, lutherischer Bischof von Österreich, wird am Sonntag in sein Amt eingeführt. Im FURCHE-Antrittsinterview äußert er sich zur aktuellen Politik und dazu, wie er sein Amt anlegen wird.

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Michael Chalupka, lutherischer Bischof von Österreich, wird am Sonntag in sein Amt eingeführt. Im FURCHE-Antrittsinterview äußert er sich zur aktuellen Politik und dazu, wie er sein Amt anlegen wird.

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Bereits als Direktor der „Diakonie“ (1994–2018) war Michael Chalupka, 59, einer der prominentesten Evangelischen im Land. Seit 1. September ist er Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich. Am 13. Oktober feiert er seine Amtseinführung.

Die Furche: Ihr Amtsantritt ist von der Tagespolitik mitgeprägt: Sie kämpfen weiter gegen die Abschaffung des Karfreitags als ­Feiertag für die Evangelischen.
Michael Chalupka: Die Debatte war wichtig, weil sie bewusst gemacht hat, dass der Karfreitag kein „evangelischer“ Feiertag ist, sondern einer der höchsten Feiertage des gesamten Christentums. Das hat, glaube ich, in der Bevölkerung etwas ausgelöst, auch bei den politischen Parteien. Wir haben diese im Wahlkampf befragt, und alle
Parteien – mit Ausnahme der Österreichischen Volkspartei – haben gesagt, sie möchten den Karfrei­-
tag als zusätzlichen Feiertag. Wir werden sie beim Wort nehmen.

Die Furche: Aber der Wahlgewinner ÖVP ist nicht Ihr Verbündeter.
Chalupka: Auch der Wahlgewinner hat gesagt, dass er den Dialog sucht. Die derzeitige Lösung ist ja für alle unbefriedigend. Deswegen haben wir ja auch beim Verfassungsgerichtshof eine Klage eingebracht. Das heißt, es braucht auf jeden Fall einen Dialog. Und da sind wir guter Hoffnung.

Die Furche: Einer der prominentesten evangelischen Politiker ist Norbert Hofer, der Parteichef der FPÖ. Als die Karfreitagsregelung beschlossen wurde, ist er in der Regierung gesessen und hat diese Regelung nicht verhindert.
Chalupka: Die Freiheitliche Partei hat im Wahlkampf klar gesagt, dass sie den Karfreitag will. Und wir nehmen sie so, wie es gesagt worden ist, nämlich: ernst.

Die Furche: Aber auch, wenn der prominenteste Evangelische im Land der FPÖ vorsteht …
Chalupka: ... der prominenteste evangelische Politiker ist wohl Alexander Van der Bellen! …

Die Furche: … jedenfalls fällt auf, dass die Positionen der evangelischen Kirche etwa in der Flüchtlingsfrage oder beim Klimaschutz ganz anders sind als jene der FPÖ.
Chalupka: Wir vertreten als Kirche, wie es etwa schon Kardinal König gesagt hat, die Position einer Äquidistanz zu den politischen Parteien. Das heißt, dass die politischen Parteien wie auch jeder Einzelne die Nähe zum Evangelium definiert. Es ist daher nicht an uns, den Richter zu spielen, sondern die Kirche verkündet ihre Botschaft, und die Einzelnen haben es mit ihrem Gewissen auszumachen, wieweit sie dazu stehen können.

Die Furche: Aber wie definieren Sie das innerkirchlich? Sie haben eben die Bandbreite von rechts bis links.
Chalupka: Die evangelische Kirche hat das große Privileg, dass sie ihre Position in einem presbyterial-synodalen Prozess erarbeitet, das heißt, der synodale Weg, der anderswo diskutiert werden muss, ist bei uns in der DNA. Kirchliche Positionen werden also nicht von Einzelnen entschieden, auch nicht vom Bischof, sondern von den Synoden, die demokratisch aufgebaut sind – im Gespräch mit dem, was uns trägt: die Bibel und unsere Bekenntnisschriften.

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