Dietmar W. Winkler - © Foto: picturedesk.com / Franz Neumayr

Dietmar W. Winkler: Österreich - ein Ökumene-Paradies

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Warum gibt es noch immer nicht das eine Ökumene-Modell? Was hat Ökumene in ihm selbst bewegt? Und warum braucht Österreich ein akademisches Angebot für Syrische Theologie? Der Ostkirchenexperte Dietmar W. Winkler im FURCHE-Interview.

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Warum gibt es noch immer nicht das eine Ökumene-Modell? Was hat Ökumene in ihm selbst bewegt? Und warum braucht Österreich ein akademisches Angebot für Syrische Theologie? Der Ostkirchenexperte Dietmar W. Winkler im FURCHE-Interview.

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Er ist seit 2005 Professor für Patristik und Kirchengeschichte an der Universität Salzburg und zählt zu den führenden Ostkirchenexperten in Österreich. Dietmar W. Winkler ist auch Gründungsdirektor des Salzburger universitären „Zentrums zur Erforschung des christlichen Ostens“ (ZECO) und Vorsitzender der Stiftung „Pro Oriente“ in Salzburg. Zum dritten Mal in Folge wurde er zum Berater des Päpstlichen Einheitsrates ernannt. Ein Gespräch über den Stand der Ökumene mit den Ostkirchen und das euro­paweit einzigartige Salzburger Angebot eines Studiums in Syrischer Theologie.

Die Furche: Sie wurden als Berater in der Ostsektion des Päpstlichen Rates zur ­Förderung der Einheit der Christen um weitere fünf Jahre verlängert. Dort geht es vor allem um den Dialog mit den Orthodoxen und den altorientalischen Kirchen. Wie sieht Ihr Alltag als Berater aus?

Dietmar W. Winkler: Zur Arbeit als Berater zählt die Kommunikation mit Kardinälen und Bischöfen weltweit sowie der offizielle Dialog, bei dem es gilt, zu verschiedensten Themen die katholische Perspektive einzubringen. Wir sind zum Beispiel im Dialog mit Kopten, Syrern, ­Armeniern, Äthiopiern, Malankaren und Assyrern. Dafür gibt es sehr wenige Experten. 2008 war ich der erste Nichtkleriker in der Berater-Funktion. Derzeit verfassen wir das dritte Dokument mit den orientalischen Kirchen. Die Experten werden zum Aufbereiten und Schreiben herangezogen.

DIE FURCHE: Was ist Ihnen dabei wichtig?
Winkler: Mir ist ein Anliegen, die Theologie nicht als abgeschlossenes System darzustellen und einen weiterführenden Dialog zu ermöglichen. Es soll Auswirkungen im Alltag der Menschen geben, wie die gegenseitige Anerkennung der Taufe von koptischer und katholischer Kirche in Ägypten. In Österreich ist in der Ökumene ja fast ein paradiesischer Zustand. Man könnte Österreich fast als „ökumenische Modellregion“ bezeichnen.

DIE FURCHE: Wie funktioniert der internationale Austausch im Rat?
Winkler: Alle zwei Jahre analysieren Kardinäle, Bischöfe und Berater bei einer Vollversammlung die weltweite Ökumene-Situation. Zuletzt etwa, wie man mit der Herausforderung der Pfingstbewegungen als das am schnellsten wachsende Chris­tentum umgehen kann. Dieser Rat arbeitet relativ progressiv. Das liegt auch am theologischen Diskurs und wie er von Präsidenten seit Kardinal Bea oder den Kardinälen Kasper und Koch aufgestellt wurde.

DIE FURCHE: Kann ein Berater alleine etwas bewirken?
Winkler: Ich versuche, positiv heranzugehen, damit angstbesetzte Themen weniger Platz bekommen. Manche sind bei Fragen, die andere Kirchen anders gelöst haben, zum Beispiel Frauenordination, Homosexualität, blockiert und übersehen dann den gemeinsamen christlichen Auftrag, wie wir miteinander zu einer menschlichen Gesellschaft beitragen könnten. Immerhin werden Religionen oft und gerne für Politik instrumentalisiert. Ökumene ist nicht nur die Eucharistie-Frage, sondern das Dasein für die Menschen. Man darf die vielen Möglichkeiten gelebter Ökumene nicht ignorieren.

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