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Für eine Pfingstbeschränkung

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Da hat doch tatsächlich schon vor langer Zeit so ein wilder alttestamentlicher Prophet gesagt: „Ich hasse, ja ich verschmähe eure Feste. Ich kann eure Feiertage nicht riechen.” Wenn ein „heutiger Mensch” nicht wüßte, daß dieser Arnos vorgibt, im Namen Gottes zu sprechen, so könnte er ihn glatt für den Ahnherrn aller Sprecher der Industriellenvereinigung halten.

Doch die Perspektiven der Wirtschaft, also was so ein Feiertag kostet, waren einem Arnos natürlich egal. Ihn hat an der frommen Feierei die Verlogenheit und der Selbstbetrug gestört: „Kerzlschluckerin-nen” und „Talarwanzen” glauben wirklich, sie würden ihrem Gott mit Opfergaben, Liedern und dem Lärm ihrer Orgeln eine Freude machen. Frömmigkeit ä la Arnos hätte eher etwas mit der Sorge für Becht und Gerechtigkeit zu tun.

Diese Art von Kritik geht natürlich bei den meisten Österreichern und Österreicherinnen ins Leere, weil sie ja sowieso nicht in die Kirche gehen oder religiöse Feiertage bewußt begehen.

Und was die Kirchen gerade zu Pfingsten „feiern”, wissen sie im

Grunde nicht (mehr), oder es ist ihnen wurscht.

Ein moderner Arnos würde wahrscheinlich sagen: Mir gefällt nicht, was ihr mit den Feiertagen aufführt. Euch kommt es ja nur darauf an, daß ihr arbeitsfrei habt - warum ist euch egal. Ihr feiert die römisch-katholischen Feiertage - auch und erst recht die Konfessionslosen tun das. Und die Evangelischen haben noch zwei Feiertage dazu.

Am liebsten würden wahrscheinlich alle alpenrepublikanischen Landsleute auch noch die jüdischen und moslemischen

Feiertage mitfeiern: Kirche - Synagoge - Moschee versöhnt, da gibt es keinen Fremdenhaß! Man könnte fast glauben, bei uns ist die totale Ökumene ausgebrochen. Als Angehöriger einer Berufsgruppe, für die grundsätzlich jeder kirchliche Feiertag ein Arbeitstag ist, erlebe ich diese Tage nahezu illusionslos.

Aber um Klarheit in der Feiertagsfrage zu bekommen, könnte man ja einmal versuchsweise die Arbeitsruhe an diesen Tagen auf die Kirchenbesucher und die, die etwas für Becht und Gerechtigkeit tun, zu beschränken.

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