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Digital In Arbeit

Feiertage

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Feiertage, besonders jene, die mitten in die Woche fallen und den Arbeitsprozeß unterbrechen oder das Geschäft stören, wie in diesem Jahr der 8. Dezember, haben eine Signalwirkung. Sie weisen deutlich darauf hin, daß Arbeit und Wirtschaft nicht die höchsten Werte sind, denen alles andere unterzuordnen ist, daß es auch andere Werte gibt, die es wert sind, den Alltag zu unterbrechen und auch materielle Nachteile auf sich zu nehmen.

Die Inhalte christlicher Feiertage markieren solche Werte, die den Alltag überragen und für den Glaubenden auch zur Sinnstiftung beitragen.

Es gibt heute in breiten Kreisen viel Verständnis dafür, daß der Mensch nicht vom Brot allein lebt; man spricht allseits von der Uberwindung aes Materialismus und der Entdeckung neuer Werte. Auch Politiker und Wirtschaftsleute bekennen sich zu dieser Wende und begrüßen sie.

Aber diese privaten und öffentlichen Bekenntnisse werden sehr oft zu Lippenbekenntnissen, wenn irgendein immaterieller Wert einen Verzicht auf materielle Vorteile fordert. ,JDer Geist ist willig, das Fleisch aber ist schwach" (Mt 26,41). So sind auch gegenwärtig manche voll Angst, wegen eines Feiertages Geschäft zu verlieren, oder voll Neid, daß andere die Geschäfte machen.

Oder man möchte auch Christi Himmelfahrt und Fronleichnam verlegen, um diese für die Wirtschaft so unangenehmen Feiertage zu beseitigen.

Freie Tage kann man beliebig verlegen, aber Feiertage sollen dort gefeiert werden, wo der Anlaß zu feiern ist.

Aber kennen die Christen in Österreich die Inhalte der christlichen Feste?Haben sie an diesen Tagen einen besonderen Grund zu Fest und Feier? Oder sind für viele Feiertage nicht bloß freie Tage, Schlaftage, Wandertage, Fernsehtage...?

Dann wird auch die Bedeutung christlicher Feste für die Sinnerhellung und Bewältigung des Lebens nicht mehr unmittelbar erfahren. Es bleibt dann nur der Kampf um einen arbeitsfreien Tag. Oder Weihnachten wird zum Fest des höchsten Umsatzes und Konsums.

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