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Insekten und Engel ausgestellt

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Bienen und Wespen, Hornissen und Spinnen, Fliegen und Mük-ken, Motten, Ameisen, Wanzen und Flöhe - die Ribel ist voller Insekten, Geziefer und Ungeziefer. Lästige Insekten haben den Alltag des biblischen Menschen bevölkert und waren oft eine unvorstellbare Plage. Nach Insekten zu schlagen und sich zu kratzen, war eine der häufigsten biblischen Reschäftigungen. Für die Kinder des DDT-Zeitalters klingt das recht unwahrscheinlich. Viele haben noch nie einen Floh gehabt, geschweige denn einen „Flohzirkus” besucht. Diese Erfahrungslücke will derzeit eine einschlägige Ausstellung wenigstens visuell schließen.

In den alten Ungezieferzeiten haben sogar Goethe & Co versucht, Trost gegen die Insektenplage zu spenden: „Es sauget eine Zecke hier, und dennoch ist's kein Säugetier.”

„Eine Motte auf der Heide saß, obwohl sie lieber Seide fraß.”

„Auch die willensstärkste Laus hält's nicht auf einem Glatzkopf aus.”

Vorbild für diese Insektenpoesie ist auch die Ribel, und sie ist nicht weniger satirisch und makaber:

„Wem jagst du nach? Einem toten Hund, einem Floh?”

Aber, es wäre natürlich nicht die Ribel, wenn sie bei den Insekten nicht auch etwas Gutes entdecken würde. Morgenmuffel aufgepaßt: „Geh hin zur Ameise, du Faulpelz. Schau dir nur an, wie sie lebt, daß du endlich vernünftig wirst. Sie hat keinen Fürsten, keinen Chef, noch sonst einen Vorgesetzten. Und trotzdem macht sie ihre Arbeit ordentlich. Wie lange willst du denn noch liegen, du fauler Kerl? Wann wirst du denn endlich aufstehen? Noch ein bißchen schlafen, ein bißchen dösen, nur noch ein paar Minuten! Na wart nur, mach nur so weiter: Dann wird dich die Armut überfallen wie ein Räuber.” (Spr 6,6-11)

Da haben wir's: Der liebe Gott setzt also auch die Insekten als „Engel” ein, daß sie die Menschen zur Vernunft bringen. Und er beweist damit seinen pädagogischen Weitblick: sind doch Geziefer und Ungeziefer die beharrlichsten Lehrer, weil sie ihre menschlichen Schüler ständig umschwärmen, umkriechen und umkrabbeln.

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