Die Petrusfamilie nach Ostern - eine Vermutung

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Sie war ja schon immer eine böse und streitsüchtige Frau. Und ihren Schwiegersohn, diesen Herrn Petrus, den hat sie ganz besonders geschätzt. Und daß der saubere Petrus ihre Tochter nach nur sechs Monaten Ehe hat sitzen lassen - das würde sie ihm nie verzeihen. "Blöd ist er ja nicht g'wesen, der Herr Exfischer", hat sie gesagt, "natürlich hat er das arme Mädel eing'wickelt mit sein'm religiösen Schmäh - und in der Nacht, wanns dann allein in ihrem Bett g'legen is, da hat sie sich die Augen ausgwant."

Aber die Tochter hat sich ja nichts sagen lassen, sogar aufgemuckt hat sie gegen ihre Mutter. Die hat ja schließlich auch etwas gehabt vom Chef des Petrus. Immerhin hat er sie gesund gemacht.

Aber die Mutter hat das nicht gelten lassen. "Mein Gott, das Fieber", hat sie gesagt, "das wär' ich auch so losworden. Man rennt net mit jedem gleich mit, weil er ein'n g'sund macht oder sonst irgendein Kunststückel z'sammbringt - mit Fischfangen und so!"

Sie, die reife Frau, hat sich von diesem Jesus nicht verrückt machen lassen. Und ihr ist nichts entgangen, was die Jesusleute angestellt haben. Und mit einem gewissen Triumph in der Stimme hat sie ihrer Tochter immer die neuesten Geschichten erzählt. Vor allem, "wenn der Herr Schwiegersohn wieder einmal bei seinem Chef eing'fahren is."

Sie hat natürlich von Anfang an gewußt, daß das nicht gutgehen kann mit dem Jesus und seinen Leuten. Und recht hat sie gehabt. "Auf den Galgen hat's ihn gebracht, den Jesus - und aus und g'schehn war's mit seine Leut' - auch mit dem Petrus, dem Naivling. Aber auf sie hat er ja net hören wollen." Sie hat es ihm ja gleich gesagt, daß das ein böses Ende nehmen würde mit den Revoluzzern. Und außerdem "da liegt ka Segen drauf, wenn einer seine Frau sitzen laßt. Da nutzen keine Raubersg'schichten von einer Auferstehung und so, lauter Fieberträume. Es ist no kaner z'ruckkommen von de Toten."

"Du wirst sehen", hat sie zu ihrer Tochter gesagt, "in a paar Wochen is der Petrus wieder da. Aber laß ihn zuerst ruhig a bisserl zappeln, den batzwachen Felsen." Aber heutzutage glauben natürlich alle Christen an die Auferstehung.

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