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50 pseudonyme „Zeilen mit Gott” sind zu viel!

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Es gibt biblische Bücher, deren Autor unbekannt ist. Gerade deshalb ist es seit alters her eine reizvolle Aufgabe für Exegeten, aus dem vorliegenden Text eine grundsätzliche Beschreibung des unbekannten Autors zu erarbeiten.

Dieses unschuldige Vergnügen will offensichtlich auch ein gewisses Kleinformat seinen Sonntagslesern bieten. Hier schreibt schon seit Jahren ein „Christianus” „50 Zeilen mit Gott”. Aber wer ist dieser Herr „Christianus”? An seiner reaktionärrömisch-katholischen Einstellung dürfte wohl kein Zweifel bestehen.

Auch daß es sich um einen Mann handelt, dürfte wohl sicher anzunehmen sein, da sich das dem vorkonzi-liaren Geist verpflichtete Kleinformat wohl kaum für seine fromme Kolumne eine Frau ausgesucht haben dürfte.

Was die theologische Qualifikation von „Christianus” betrifft, so läßt sie zumindest eine erfolgreiche Teilnahme an den Angeboten der kirchlichen Erwachsenenbildung vermuten. In seinem letzten Beitrag fällt vor allem das ängstliche Festhalten an nicht verstandenen Bibel- und Glaubenssätzen auf.

Hat der Apostel Paulus immerhin noch gesagt: „Ist jemand in Christus, so ist er ein neues Geschöpf ...”, so kann zwar für „Christianus” Erneuerung ein ermutigendes Wort sein, aber in Wirklichkeit erschreckt es ihn tief:

Erneuerung” ist für „Christianus” „auch ein verführerisches Wort”, dazu „Flucht vor sich selbst, Flucht vor Einsicht und Reue”, von „Neuem” zu reden sei typisch für erfolglose Einrichtungen, ja - und jetzt kommt das schwerste Geschütz: „Es ist Sünde wider den Heiligen Geist, Erneuerung von der Kirche zu fordern, ohne sich selbst zu Gott hin zu bewegen und zu bekehren.”

Allen gegenüber, die „Erneuerung” ausrufen, ist „Christianus” skeptisch, also wohl auch gegenüber Paulus und Jesus? Halt, falsch, Christus traut er zu, in ihm den „neuen Menschen” zu schaffen. Ob „Christianus” seinen Christus da nicht doch etwas überfordert? „50 Zeilen mit Gott”? - Gott die Mitautorschaft an dieser Verunglimpfung des „Erneuerers” Jesus Christus zu unterstellen, das setzt der „Sünde gegen den Heiligen Geist” noch die Krone aufs Haupt.

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