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Jesusnews, Spiegel- und Focusjesus

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Mit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit sind um das Jahr 65 n. Chr. einige Männer in Jerusalem zusammengekommen. Die Stimmung ist sehr erregt. Der Grund - sie haben die Briefe des Apostels Paulus gelesen und sind wütend.

Eine hoch emotionale christologi-sche Debatte bringt die frommen Gemüter zum Glühen: „Wie dieser Spätberufene, dieser Paulus, der sich Apostel schimpft, wie der von Jesus redet, da ist von unserem Jesus fast nichts mehr übriggeblieben.” „Wieso, das Wesentliche hat er doch: Geburt - Leben - Kreuzestod - Auferstehung.” „Ja, aber er macht ein Gespenst mit Bedeutung aus Jesus, man muß doch auch von seinen Taten und von seinen Worten reden.”„Natürlich hätte Paulus mehr von seinem Leben erzählen können, aber am wichtigsten ist doch, was das alles für uns bedeutet.” „Das ist mir zu wenig, daß da irgendwo ein unbekannter' für mich gestorben ist. Ich möchte wissen,wer das” ist.” „Du überschätzt diese biographischen Details. Wichtig ist die Auseinandersetzung mit Juden und Heiden.” „Du tust g'radso, als wäre Jesus hauptsächlich für die Intellektuellen gestorben, zur Arbeitsplatzsicherung für Exegeten und Dogmatiker.” „Du bist ja nur neidig und ein typischer Orientale mit deiner Freud' an Jesusgeschichten.

Aber worauf es ankommt, das ist die Christologie, die Lehre von Jesus. Und außerdem, so schwer ist das alles gar nicht. Du mußt Jesus nur als deinen persönlichen Heiland annehmen. Du mußt wissen, was Er für dich getan hat -und ihm dann nachfolgen.” „Jetzt hab' ich dich. Was macht man denn da, wenn man ihm ,nachfolgt?”

„Ein christliches Leben führen.” „Ohne ,Leben Jesu' wird da nicht viel d'raus werden.” „Und woher wollt ihr das nehmen - 40 Jahre nach seinem Tod?” „Schau, schau, ich habe geglaubt, er ist auferstanden!” Ja, und aus den vorhandenen Quellen sind aus dieser Emotion heraus die Evangelien entstanden. Ohne sie wäre das Christentum eine Gespensterreligion geworden und wahrscheinlich längst verschwunden. Und der biblische Jesus wird vermutlich auch seine belletristischen Verleumder und seine „Enthüllungsjournalisten” überstehen.

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