Keine Frage, das Grab Jesu war leer

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"Das ist ein Fund, der ihrer Kirche für alle Ewigkeit den Rest geben wird!" So die Archäologin Sharon Golban in "The Body".

Der Fund: Reste der Leiche des Jesus von Nazaret. Mit dieser Aussage trifft sie den Nagel auf den Kopf: Wenn das Grab nicht leer war, Jesus also gestorben, begraben, vermodert, also denselben Weg gegangen ist wie alle übrigen Menschen, dann ist alles, was die Kirche seit 2000 Jahren verkündet, Humbug. "Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos", schreibt der Apostel Paulus an die Korinther.

Die Auferstehung setzt aber ein leeres Grab voraus - auch wenn dieses allein das einmalige Geschehen der Auferstehung Jesu noch nicht beweist. Das leere Grab ist aber eine notwendige, wenn auch keine hinreichende Bedingung. Denn für ein leeres Grab lassen sich auch andere Erklärungen finden, wie man schon bei Matthäus nachlesen kann: Die Soldaten, die das Grab zu bewachen hatten, sollten erzählen, sie seien eingeschlafen und währenddessen hätten die Jünger den Leichnam gestohlen.

Zwar wird bei dieser Story das leere Grab als Faktum hingenommen, im Grunde genommen aber dieselbe Botschaft verbreitet: Jesus ist gestorben und den Weg alles Irdischen gegangen: Verwesung an einem unbekannten Ort - jetzt in "The Body" entdeckt.

Woran wird nun aber im Film erkannt, dass es sich um Jesu Leiche handelt? An Spuren eines Lanzenstichs, Verletzungen am Schädel durch spitze Gegenstände, Grabbeigaben. Woher das Wissen über diese Merkmale kommt? Aus den Evangelien, woher sonst? Insoweit die Heilige Schrift also über Leiden und Sterben des Herrn berichtet, nimmt man sie ernst. Kaum geht es aber um die leibliche Auferstehung, verlieren dieselben Schriften plötzlich ihre Glaubwürdigkeit.

Verständlich ist es ja. Denn da verlassen wir den Bereich des Nachvollziehbaren. Die Berichte über die Osterereignisse halten ein einmaliges Geschehen fest. So etwas gab es vorher nicht und nachher nie wieder. Da ist plötzlich einer, der mausetot war, wieder lebendig - und zwar auf eine schwer fassbare neue Art.

Darf man sich wundern, dass die Jünger total verwirrt waren, obwohl ihnen Jesus dreimal seine Auferstehung angekündigt hatte, dass sie meinten, einen Geist zu sehen und die Erzählungen der Frauen für Gewäsch hielten? Ist die Reaktion des Apostels Thomas nicht die normalste der Welt? Er muss erst sehen, angreifen.

Und dann geschieht das Unfassbare: Thomas begreift, dass der auferstandene Jesus derselbe ist wie der, den er gekannt hatte - wenn auch in einer neuen Existenzweise, nicht einfach nur ins Leben zurückgekehrt wie vor ein paar Tagen der ebenfalls tote Lazarus, der später einmal sterben wird. Im selben Augenblick ist für Thomas klar: Vor ihm steht der Mensch gewordene Gott, der Lebende, den der Tod nicht besiegen konnte.

Wer ist dieser Jesus aus Nazaret? Vor diese Frage stellt uns "The Body". Christen sollten dankbar dafür sein, dass dieses Thema vor großem Publikum aufgegriffen wird. Jetzt ist Gelegenheit zu bezeugen, dass eine Alltagserfahrung, nämlich dass der Tod das letzte Wort hat, durchbrochen worden ist: Als Gott in Jesus von Nazaret Mensch wurde. "Ich bin das Leben", hatte er seinen Jüngern verkündet, und in seiner leiblichen Auferstehung machte er sie mit dieser revolutionären Wahrheit vertraut (er isst sogar mit ihnen). Von da an liegt es an ihnen, der Welt glaubhaft kund zu tun, dass der Weg zum eigentlichen Leben über Jesus Christus führt.

Die Botschaft vom leeren Grab ist ein wesentlicher Teil dieser Verkündigung. Es gibt keinen Grund von ihr abzurücken, im Gegenteil: Neue Erkenntnisse über das Turiner Grabtuch widerlegen die Hypothese von dessen mittelalterlicher Provenienz. Alles deutet darauf hin, dass es Jesu Grabtuch ist. Untersuchungen von Spuren der Blutkrusten auf dem Tuch lassen sogar erkennen, dass deren Erweichung (sie tritt bei Leichen auf) durch ein nicht nachahmbares Ereignis (eine plötzliche Entmaterialisierung?) unterbrochen worden sein muss.

Zugegeben: Auch dies beweist die Auferstehung nicht. Aber es reicht, um den Osterberichten jene Glaubwürdigkeit zu erhalten, die sie seit 2000 Jahren haben und die den Glauben von "Fundamentalisten" wie Franz von Assisi oder dem Pfarrer von Ars genährt haben.

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