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Prinzip der neuen Schöpfung

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„An uott glauben bedeutet für dei Christen, Seine Intervention in der Auf erstehung Jesu erkennen... außerhall dieses Aktes bleibt Gott für uns im Zu stand einer Idee“ (S. 99). Der wohlfundierte, spannend und klar geschrieben! Essay stützt sich auf das Evangelium um die Apokalypse des heiligen Johannes, zu gleich aber auch auf eine umfassendi Schau der biblischen Lehre und der ge samten Tradition. Von hier und von de: Höhe der Wissenschaft und des religiösei Bewußtseins des 20. Jahrhunderts her ge sehen, wird das Dogma der Auferstehung das jahrhundertelang in den Hintergrun« gedrängt war, in seiner Aktualität füi unsere, der urchristlichen verwandte Situation wieder als das Kernstück, der Probestein unseres Glaubens erkannt; als „das Ereignis, in dem alle Ereignisse dieser Welt ihre letzte Erklärung finden“ (S. 206). Von ihm, in dem alle übrigen Erlösungstatsachen einbegriffen sind, hat daher auch heute noch die Verkündigung an die Heiden ihren Ausgang zu nehmen.

In drei Kapiteln werden nicht bloß eine kurze dogmatische Explikation, eine exegetische Interpretation und eine Apologie der Auferstehung gegeben, sondern es wird deren Bedeutung für die Geschichte der Völker, der Kirche und des Einzelnen erwogen. Dabei zeigen sich Perspektiven, deren Wahrnehmbarkeit erst unserer Zeit vorbehalten ist, die, ähnlich der urchristlichen Gemeinde, providentiell in eine

besondere Nähe zu diesem Grundfaktun unseres Heils gerückt zu sein scheint Zunächst wird das schon für die Korinthei bestehende und immer wiederkehrende Mißverständnis abgewehrt, dieses Mysterium meine die Wiederbelebung des toter Leibes zur Verlängerung der irdischer Existenz. Es wird gezeigt, daß die Auferstehung vielmehr im Himmel geschieht der göttlichen Geschichte des Erlöser! angehört. Der geschichtliche Aspekt dei Transzendenz der Auferstehung beruhi darauf, daß dieser außerhalb unserer Well auferstehende Christus Prinzip der neuer Schöpfung wird, welcher Gott die erst! unterordnet. Alle Selbstaussagen Jesu übei Seine Macht und Sein Kommen meinet diese die Geschichte der neuen Schöpfung eröffnende Zeit nach Seiner Auferstehung, deren Wirkung auf die irdisch&#171; Welt, die sie schließlich auflöst, und aul die gesamte christliche Geschichte, der si< Impuls und Richtung gibt.

Außer Transzendenz und Geschichtlichkeit unterscheidet Comblin Kontinuitäi und Diskontinuität. Kontinuität: Der wiederbelebte Leib Jesu hat unserer Erdi angehört. Diskontinuität: Damit Jcsi Menschheit Prinzip des Heils werde, muf sie auf einer neuen Ebene mächtig, das heißt verklärt werden. Das bedeutet, daf die Menschheit nur durch eine radikale von Gott gewirkte Umwandlung den Untergang der ersten Schöpfung übersteht eine Umwandlung, deren Vorbedingung der Tod ist (dieses bleibende Ärgernis und Strukturclement unseres Glaubens) und der Weg, den Jesu ganzes irdisches Leben des Leidens und Liebens der Schöpfung vorschrieb, auf daß sie in Ihm siege

Die Auferstehung ist auch das Zur-Macht-Kommen der Kirche. Durch sie isl das Reich Gottes (die Verklärung), dessen Herrlichkeit in Barmherzigkeit und Lieb&#171; besteht, schon real anwesend. Dieses Reich, diese Seinsweise Gottes, hat Jesus durch Seine Worte und Taten in Galiläa transparent gemacht. Seine Nachfolge wird zum einzigen Prinzip des Lebens dei Kirche, dieses „Häutchens Heiligkeit an der Oberfläche der Erde“, dieser Menschheit, die das Leben des Auferstandenen fortsetzt durch Akte der Heiligkeit, die allein bleibenden Bestand haben. Ihre Bot-fcliaft ist für jede Zeit und jede Kultui gleich neu und gleich passend, da sie den allen gleich nahen Erlöser verkündet, dei kein durch Generationen vererbbares Modell bereitstellt, sondern - und hierin entspricht diese Botschaft im besonderen Maße der Moderne - das persönliche Offensein der Seele für das Anlangen Seines fordernden Wortes voraussetzt. Christus ist“ - und das erscheint providentiell - „am Anfang des personalen Zeitalters der Menschheit erschienen, weil Er der S i n n der Weltgeschichte ist“ (S. 199).

Das Problem Kontinuität-Diskontinuität stellt sich neu, hinsichtlich der allgemeinen Auferstehung des Fleisches. Wie vergewissert sich der mit einem neuen Leib Auferstandene angesichts des unleugbaren Zerfalls des irdischen Leibes seiner personalen Identität? Antwort: In der Auferstehung

(die ja kein verlängertes Erdenleben ist] gehen nur Akte des Glaubens und dei Liebe ein, welche die Kontinuität zui neuen Schöpfung stiften.

Das letzte Kapitel des Buches erweis! Tod und Auferstehung Jesu als einen Kampf der (sündigen) Welt gegen Gott, der mit dem Sieg Gottes endet. Jesus mußte den Tod erleiden, damit Gottes Sieg in Ihm aufleuchte, der aber ein Sieg ist nicht über sterbliche Geschöpfe, sondern über die todbringende Sünde, das Böse; denn, wenn der Tod überwunden ist, ist die Sünde beseitigt. In diesen Sieg

uottes ist Jesus durch Seine Geduld in der Verfolgung, Sein Leiden, Sein Kreuzesopfer eingegangen, und auch die Kirche wird nur auf diesem Weg, den sie aktiv anzunehmen hat, siegen. Am Ostermorgen ist das Ende der Geschichte zum erstenmal sichtbar geworden. An ihm stellte Gott Seinen Sohn der Welt, allen Generationen, auf einem neuen Schauplatz vor. Von nun an sind wir „durch den Glauben zu Ihm in Seine Zeit eingetreten“, und das bedeutet einen Bruch mit dem irdischen Leben, auch für den einzelnen.

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