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Sohn und Vater

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Alles, was über den Glauben im Alten Testament gesagt wird, gilt auch für den christlichen Glauben. Trotzdem ist der Glaube der Juden nicht identisch mit dem Glauben der Christen. Martin Buber hat dies auf eine klassische Formel gebracht: ,J)er Glaube Jesu eint uns, der Glaube an Christus trennt uns.”

Die Juden orientieren sich in ihrem Glauben am Glauben Abrahams, Moses, der Propheten; der Christ orientiert sich nicht nur am Glauben Jesu, sondern glaubt an Jesus Christus.

Die Christen glauben, daß der im Alten Testament bezeugte Gott sich in Jesus Christus auf eine letzte, endgültige und unüberbietbare Weise geoffenbart hat. ,Jn diesem Sinn ist neutesta-mentlicher Glaube christlicher Glaube, Glaube an Jesus Christus, genauer an Jesus, den Christus. Dies ist im Grund das Thema des Neuen Testamentes insgesamt. Am ausdrücklichsten wird es von Paulus und auf seine Weise von Johannes ausgesprochen. Paulus formuliert sein eigenes Glaubensbekenntnis: Ich lebe im Glauben an Jesus Christus, ,den Sohn Gottes, der mich geliebt hat' Gal 2^0” (Heinrich Fries).

Ähnliche Aussagen finden sich bei Johannes. Nach ihm ist in Jesus der Logos, „das Wort Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit” Joh 1J.4. Darum kann auch Jesus von sich selbst sagen: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen” Joh 14J9.

Es ist klar, daß solcher Anspruch Ärgernis erregt. Gibt es diesen Anspruch auch in den synoptischen Evangelien (bei Matthäus, Markus und Lukas), die viel stärker den historischen Jesus vor uns lebendig werden lassen und in denen kaum vom Glauben an Jesus die Rede ist?

Dazu Heinrich Fries: „Alle Schriften des Neuen Testamentes gehen vom Glauben an Jesus, den Auferstandenen, den Messias und Kyrios, aus. Die synoptischen Evangelien blicken von diesem Horizont aus auf den irdischen Jesus zurück und erkennen bereits im Leben und Wirken des vor österlichen Jesus die Züge der kommenden Herrlichkeit... Sie zeigen, wie Jesus den Glauben faktisch auch für sich selbst in Anspruch nimmt und wie er diesen Anspruch artikuliert durch das Jch aber sage euch, Amen, ich sage euch'..., Jieute ist das Wort in Erfüllung gegangen'...”

Das Neue Testament schildert uns Jesus nicht nur als den, der — selbst Mensch — radikal an Gott glaubt, sondern auch als den, an den seine Jünger, die Christen, glauben.

Fünfter Teil einer am Buch „Fundamentaltheologie” von Heinrich Fries (Styria 1985) orientierten Serie.

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