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Gestiftet?.

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Hat Jesus die Kirche gestiftet? Manche Exegeten und Theologen meinen, Jesus habe nie an eine Kirche gedacht. Die wenigen Worte, die in der Schrift auf eine Kirchenstiftung hinweisen, seien nicht Worte des historischen Jesus.

Andere, wie auch Heinrich Fries, stellen die Frage nach dem Ursprung der Kirche differenzierter: Gehen die Anfänge der Kirche auf den irdischen Jesus zurück? Dazu Fries: „Es gibt keinen im Leben des irdischen Jesus erkennbaren einzelnen Stiftung sakt, gleichsam eine Stiftungsurkunde der Kirche. Es gibt aber eine Reihe von Tatsachen, Ereignissen und Handlungen, an denen abgelesen werden kann, daß der irdische Jesus an eine Kirche im Sinne einer mit ihm verbundenen Gemeinschaft gedacht und sie intendiert hat.“

Was sind solche Tatsachen?

# Die Verkündigung vom Anbruch des Reiches Gottes ergeht nicht an den einzelnen, sondern an eine Gemeinschaft, an das Volk Israel und an Menschen jenseits der Grenzen dieses Volkes.

9 Jesus nennt sich zwar selbst kaum Messias, erhebt aber trotzdem den Anspruch, der Messias zu sein. Eer Messias, der Christus — das ist ein wichtiger Tatbestand — ist keine Privatperson. Zum Messias, zum Christus gehört von der Sache her die Gemeinschaft, die Gemeinde des Messias. Zum Christus gehört demnach eine ekkle-sia — wie zum Hirten die Herde“ (Heinrich Fries).

# Jesus beansprucht für sich den Titel .Menschensohn“ und die Vorstellung vom „leidenden Gottesknecht“. ,Mit den Titeln Menschensohn' und ,Gottesknecht' ist der Gedanke einer Gemeinschaft in der Gestalt der Jiuserwählten' der ,Vielen' verbunden... einer ekkle-sia, verstanden als Gemeinschaft der durch ihn fieraus-gerufenen'“ (Heinrich Fries).

# Eine andere Tatsache, die auf die Anfänge der Kirche im Leben des historischen Jesus hinweist, ist die Berufung der Jünger, speziell der Zwölf. ,Jn der Berufung und Sendung der Zwölf wird deutlich, worum es geht: Jesus läßt sich vertreten, vermitteln, repräsentieren: durch andere, durch von ihm Beauftragte und Gesandte. Wenn aber dies geschieht, dann heißt das, daß ... J esus an das Bleiben, an die Dauer seiner Sache, seiner Sendung in Zukunft dachte“ (Heinrich Fries).

# Auch der Auftrag Jesu, das Abendmahl zu seinem Gedächtnis zu begehen, bedeutet, daß Jesus eine Gemeinde der mit ihm Verbundenen gewollt hat.

26. Teil einer am Buch „Fundamentaltheologie“ von Heinrich Fries (Sty-ria 1985) orientierten Serie.

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