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Kirche — nein ?

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Bei verschiedenen Umfrageergebnissen läßt sich die Tendenz feststellen: Jesus — ja, Kirche — nein. Nicht wenige meinen, zum Glauben keine Kirche zu brauchen. Welche Zusammenhänge bestehen zwischen christlichem Glauben und Kirche?

,J)er zu Taufende wird gefragt: ,Was begehrst du von der Kirche?' Die Antwort heißt nicht, wie man erwarten sollte: ,die Taufe', sondern ,den Glauben'. Das aber bedeutet: Der Glaube als christlicher Glaube wird primär und ursprünglich nicht geleistet, sondern begehrt, erbeten, empfangen, gewährt. Gewährt als Gabe Gottes und seines Geistes durch die Kirche als einer Gemeinschaft, die von diesem Glauben lebt und durch ihn bestimmt ist, die ihn deshalb vermitteln kann” (Heinrich Fries).

Es gibt eine Reihe von Gründen für diese wechselseitige Verbundenheit von Glaube und Kirche.

• Glauben kommt vom Hören. „Wie sollen sie an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie hören, wenn niemand verkündigt? Wie aber soll jemand verkündigen, wenn er nicht gesandt ist” (Rom 10J.4)-

Glaube ist nicht das Ergebnis eigenen Denkens — so wichtig das Denken auch für den Glauben ist -, sondern die Annahme einer Botschaft. Und dies keineswegs deshalb, weil die Kirche an einer überholten gesellschaftlichen Struktur festhält, wo die Herrschenden zu reden und die Untergebenen zu hören und zu gehorchen haben. Die Kirche selbst empfängt den Glauben, und weil sie ihn empfangen hat, kann sie ihn weitergeben.

• Ein zweiter Grund für die Verbundenheit von Glaube und Kirche ist der soziale Bezug christlichen Glaubens. „Wer glaubt, kommt faktisch aus der Gemeinschaft des, Glaubens und der Glauben-' den und gehört ihr an. Wer zum Glauben gelangen will, muß sich einer Gemeinschaft anschließen, er wird in sie aufgenommen und hat an ihr Anteil: an einer Gemeinschaft, die durch das verkündigte und gehörte Wort konstituiert ist. Glauben heißt einer Gemeinschaft zugesellt werden” (Apg 2.41) (Heinrich Fries). Die Kirche ist auf diese Weise die Bedingung der Möglichkeit des Glaubens für den einzelnen.

Die gleiche Struktur zeigt sich auch im Sakrament. Niemand spendet sich selbst das Sakrament, er empfängt es von anderen, die Kirche repräsentieren und von ihr beauftragt sind.

Menschliche Existenz ist immer Koexistenz. Sprache, Bildung, Kultur, ja alles Menschliche existiert in Zusammenhang von Gemeinschaft.

22. Teil einer am Buch „Fundamen-taltheologie” von Heinrich Fries (Sty-ri 1985) orientierten Serie.

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