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Keine Gegensatz

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„Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt” (1 Petr3J5). Dieses Wort aus dem ersten Petrusbrief gilt auch als ein Leitwort der Fundamentaltheologie.

Aber hat solche rationale Begründung des Glaubens überhaupt einen Sinn? Gibt es Menschen, die auf diesem Weg zum Glauben kommen? — Die Entscheidung über Glaube und Unglaube scheint sich meist auf anderen Ebenen zu vollziehen. Dies dürfte auch eine fundamentale Erfahrung von Blai-se Pascal gewesen sein, der auf dem Weg der Gelehrten und Philosophen Gott gesucht hat und entdeckt: ,J2r findet sich nur auf den Wegen, die in den Evangelien gelehrt sind.”

Auch heute haben besonders jene religiösen Gruppen, die sich wenig um die rationale Begründung kümmern, ,J£rfolg”. Dies gilt ebenso für den Islam, für Sekten, freikirchliche Gruppen wie auch für verschiedene Bewegungen in der katholischen Kirche.

Wozu dann diese Mühe um eine rationale Begründung des Glaubens?

Es gibt drei wesentliche Gründe. Erstens: Jeder Christ soll seinen Glauben auch vor der eigenen Vernunft rechtfertigen können. Heinrich Fries zitiert interpretierend ein Wort des heiligen Augustinus: Niemand würde (dürfte, könnte) glauben, wenn er nicht sehen (einsehen) würde, daß man glauben dürfe, daß zu glauben sei.” __

Zweitens: Der Christ soll imstande sein, sich mit Menschen, die den Glauben in Frage stellen, in eine schöpferische Auseinandersetzung einzulassen, einen fruchtbaren Dialog mit Andersdenkenden zu führen und Fragenden und Suchenden auf ihrem Weg zum Glauben zu helfen.

Der dritte Grund ist aber am wichtigsten: Gläubige und Nichtgläubige sollen erkennen können, daß es zwischen den Grunderfahrungen und -bedürfnissen des Menschen und dem christlichen Glauben keine Gegensätze, sondern eine letzte Ubereinstimmung gibt.

„Christlicher Glaube ist nur möglich, wenn im Menschen, wenn in den ihn bestimmenden Bedingungen die Möglichkeit und Disposition für den christlichen Glauben gegeben ist... Wenn solche Bedingungen der Möglichkeit nicht gegeben, nicht aufweisbar sind, wird der christliche Glaube als ganzer und im einzelnen wirklichkeitsfremd, äußerlich, ideologisch, ja er kommt ernsthaft nicht in Frage” (Heinrich Fries).

Es besteht kein Widerspruch zwischen Menschsein und Christsein. Wer im Christwerden fortschreitet, schreitet auch fort im Menschwerden.

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