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DREI WORTE VON BETHLEHEM

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In Bethlehem haben wir drei schlichte Worte zu sagen: Eines zu Christus, ein anderes zur Kirche, und ein drittes zur Welt.

An diesem Fest der Erscheinung des Herrn bezeugen wir — eingedenk seiner großen doppelten Bedeutung: der Kundgabe Gottes und der Berufung der Völker zum Glauben — Christus demütig und zitternd, aber zutiefst und in Freude das Bekenntnis unseres Glaubens, unserer Hoffnung und unserer Liebe.

Wir machen uns das Bekenntnis Petri zu eigen und wiederholen in feierlicher Weise die Worte: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ (Matth. 16, 16).

Und wie Petrus sagen wir Ihm: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du allein hast Worte des ewigen Lebens“ (Joh. 6, 68).

Tiefbetrübten Herzens, aber doch voll Vertrauen, sprechen wir mit Petrus: „Herr, Du weißt alles, Du weißt auch, daß wir Dich lieben“ (vergleiche Joh. 21, 17).

Wie hier eines Tages die Weisen, bringen auch wir symbolische Gaben, um in Ihm das menschgewordene Wort Gottes anzuerkennen, in Ihm den Menschen und Sohn der allerseligsten Jungfrau Maria, unseren Bruder und den Erstgeborenen der Menschheit, den Messias, den Gesalbten, den einzigen und unentbehrlichen Mittler zwischen Gott und Mensch, den Priester, Lehrmeister und König, Ihn, der war, der ist und kommen wird.

Dieses Bekenntnis, o Herr, ist das der Kirche Roms,, -diel jene des Petrus war und die auf eben diesem Felsen gegründet wurde und deshalb Deine Kirche ist, d|e in der ununterbrochenen Aufeinanderfolge sich aus dieser Quelle speist. Du stehst ihr bei, Du verteidigst sie, Du läuterst, stärkst und belebst sie, römischer Christus.

In diesem nämlichen Bekenntnis, o Herr, ist die Stimme Deiner gesamten Kirche enthalten, die Du einig, heilig, katholisch und apostolisch willst und machst. Alle Hirten, Priester, Ordensleute, Gläubigen und alle Taufwerber dieser Deiner universalen Kirche bringen Dir zusammen mit uns dasselbe Bekenntnis des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe dar. Alle nehmen wir Deine Demut an und bekennen Deine Größe. Wir alle hören Dein Wort und warten auf Deine Wiederkunft am Ende der Tage. Wir alle danken Dir,. o Herr, der Du uns erlöst hast. Du hast uns zu Kindern Gottes gemacht, zu Deinen Brüdern und uns mit den Gaben des Heiligen Geistes überhäuft. Wir alle geloben Dir, als Christen zu leben und in beständigem Streben Deiner Gnade zu entsprechen und unsere innere moralische Erneuerung zu bewirken. Wir alle wollen versuchen, in der Welt die Botschaft des Heiles und der Liebe zu verbreiten.

Vor Deiner Krippe, o Herr, wollen wir dann ein zweites Wort zur Kirche sagen, zu deren obersten Hirten Du unsere bescheidene Person auserwählt hast.

Es ist ganz schlicht dies: Möge die Kirche Christi mit uns sein und sich dem Opfer anschließen, das wir auch in ihrem Namen dem Herrn darbringen. In dieser Gemeinschaft liegt ihre Stärke, ihre Würde, ihre Übereinstimmung mit jenen Merkmalen, die die wahre Kirche kennzeichnen. Dies ist die historische Stunde, in der die Kirche Christi ihre tiefe und sichtbare Wirklichkeit leben muß. Es ist die Stunde, in der wir dem Wunsche Jesu Christi entsprechen müssen: „Laß sie vollkommen eins sein, damit die Welt erkenne, daß Du, Vater, mich gesandt hast.“ (Joh. 17, 23). Der inneren Einheit der Kirche entspricht ihre äußere apologetische und missionarische Wirkkraft.

Wir müssen unser Ökumenisches Konzil zu Ende führen, wir müssen dem kirchlichen Leben Erneuerung des Empfindens, der Vorhaben und der Sitten verleihen; Schönheit des Geistes in jeder Hinsicht: in Gedanken und Wort, im Gebet, in den Erziehungsmethoden, in der Kunst und der kirchlichen Gesetzgebung.

Dazu bedarf es einmütiger Zusammenarbeit, zu der jeder Stand seine Beihilfe leisten soll. Möge ein jeder die Einladung vernehmen, die von Christus durch unsere Stimme an sein Ohr dringt.

Dies sagen wir zu den Katholiken, die bereits in der sicheren Hürde Christi sind. Doch wir richten auch eine entsprechende Einladung an die christlichen Brüder, die nicht in vollkommener Einheit mit uns leben. Es ist inzwischen allen klar geworden, das man das Problem der Einheit nicht umgehen kann: heute liegt dieser Wille Christi drängend über uns und verpflichtet uns, in Weisheit und Liebe alles in unseren Kräften Stehende zu tun. um allen Christen Anteil an dem höchsten Gut und der höchsten Ehre der Einheit der Kirche zu gewähren.

Auch bei dieser einmaligen Gelegenheit müssen wir beto. nen, daß dieses Ergpbnis nicht auf Kosten der Glaubenswahrheit erreicht werden darf. Wir dürfen diesem Erpe Christi nicht untreu werden: es gehört ja nicht uns. sondern Ihm. Wir sind nur seine Hüter, seine Lehrer, seine Ausleger. Doch wiederholen wir, daß wir bereit sind, jede vernünftige Möglichkeit zu erwägen, um der Verständigung, der Achtung und der Liebe für eine künftige — und Gott gebe baldige — Begegnung mit den christlichen Brüdern, die noch von uns. getrennt sind, die Wege zu ebnen. Die Tür der Hürde steht offen. Die Erwartung ist aufrichtig und herzlich. Die Einladung ist ehrfurchtsvoll und geduldig. Der verfügbare Platz ist bequem und weit.

Wir kommen diesem Schritt durch unsere Zuneigung entgegen; er kann achtbar und in beiderseitiger Freude getan werden. Wir werden uns davon enthalten, etwas zu fordern, was nicht aus Freiheit und Überzeugung geschähe, das heißt, nicht vom Geist des Herrn eingegeben ist, der weht wann und wo er will. Wir werden auf die glückliche Stunde warten. Jetzt bitten wir die innigst geliebten getrennten Brüder nur um das, was wir uns selbst vornehmen: Möge es immer die Liebe zu Christi und Seiner Kirche sein, die jede eventuelle Geste der Annäherung und des Gesprächs inspiriert. Wir wollen dafür Sorge tragen, daß der Wunsch nach Einvernehmen und Einheit wach und ruhelos bleibe; wir setzen unser Vertrauen auf das Gebet, das, wenn noch nicht gemeinsam, so doch wenigstens parallel von uns und den getrennten Christen aufsteigt, um sich dann in der Höhe zu treffen und im Gott der Einheit eine Brücke zu schlagen.

Wir begrüßen in tiefer Ehrfurcht und Zuneigung di erlauchten und ehrwürdigen hier anwesenden Oberhäupter der von der unsrigen verschiedenen Kirchen; wir danken ihnen aufrichtig für ihre Teilnahme an dieser unserer Pilgerfahrt. Wir ehren alles, was sie vom authentischen Schatz der christlichen Überlieferung besitzen, und hoffen ihnen gegenüber auf ein Einvernehmen im Glauben, in der Liebe und Disziplin der einen Kirche Christi. Wir entsenden unseren Friedens- und Segenswunsch allen Hirten, Priestern, Ordensleuten und Gläubigen dieser Kirchen und erflehen über sie alle das Licht und die Gnade des Heiligen Geistes.

Schließlich wollen wir von dieser gesegneten Stätte aus und in dieser einmaligen Stunde ein Wort an die Welt richten. Mit dem Ausdruck ,^Welt“ meinen wir all diejenigen, die von draußen auf das Christentum blicken, fast als ob sie ihm gegenüber Fremde seien oder sich als Außenstehende betrachten.

Vor allem wollen wir uns noch einmal dieser Welt, in der wir leben, vorstellen. Wir sind die Vertreter und Vorkämpfer der christlichen Religion. Wir haben die Gewißheit, eine Sache zu vertreten, die von Gott kommt. Wir sind die Jünger, Apostel und Sendboten Jesu, des Sohnes Gottes und Marias, des Messias, des Gesalbten. Wir führen Seine Sendung weiter fort; wir sind die Verkünder Seiner Botschaft, die Diener Seiner Religion, die, wie wir wissen, alle göttlichen Garantien der Wahrheit besitzt. Wir haben keinen anderen Wunsch, als diesen unseren Glauben zu verkünden. Wir fordern nichts außer der Freiheit, diese Religion zu bebekennen und denjenigen anzubieten, die sie freiwillig annehmen: diese von Jesus Christus, unserm Herrn, gegründete Verbindung zwischen den Menschen und Gott.

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