7216195-1992_50_09.jpg
Digital In Arbeit

GOTT GEHT DEM MENSCHEN NACH UND WARTET AUF DESSEN ANTWORT

Werbung
Werbung
Werbung

(27) Nach Gott zu verlangen, ist dem Menschen ins Herz geschrieben, denn von Gott und für Gott ist der Mensch erschaffen. Gott hört nicht auf, ihn zu sich zu ziehen. Nur in Gott wird der Mensch die Wahrheit und die Erfüllung finden, nach denen er unablässig sucht:

„Ein besonderer Wesenszug der Würde des Menschen liegt in seiner Berufung zur Gemeinschaft mit Gott. Zum Dialog mit Gott ist der Mensch schon von seinem Ursprung her aufgerufen: er existiert nämlich nur, weil er, von Gott aus Liebe geschaffen, immer aus Liebe erhalten wird, und er lebt nicht voll gemäß der Wahrheit, wenn er diese Liebe nicht frei anerkennt und sich seinem Schöpfer anheimgibt" (GS 19).

(30) „Alle, die den Herrn suchen, sollen sich von Herzen freuen" (Ps 105,3). Auch wenn der Mensch Gott vergessen oder zurückweisen kann, so hört Gott dennoch nicht auf, den Menschen zu rufen, damit dieser ihn suche, und so lebe und sein Glück finde. Doch dieses Suchen verlangt vom Menschen den vollen Einsatz seines Denkens, sowie einen redlichen Willen, „ein aufrichtiges Herz", und auch das Zeugnis anderer, die ihn lehren, nach Gott zu suchen.

(65) „Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten; in dieser Endzeit aber hat er zu uns gesprochen durch den Sohn" (Hebr 1,1-2). Christus, der menschgewordene Sohn Gottes, ist das einmalige, vollkommene und unüberholbare Wort des Vaters. In ihm sagt der Vater alles, und es wird kein anderes Wort geben als dieses...

(67) „Die christliche Heilsordnung, nämlich der neue und endgültige Bund, ist unüberholbar, und es ist keine neue öffentliche Offenbarung mehr zu erwarten vor dem Erscheinen unseres Herrn Jesus Christus in Herrlichkeit" (DV 4). Obwohl die Offenbarung abgeschlossen ist, ist sie dennoch nicht vollkommen ausgeschöpft; es bleibt Aufgabe des christlichen Glaubens, im Lauf der Jahrhunderte Schritt für Schritt ihre ganze Tragweite zu erfassen.

Im Laufe der Jahrhunderte gab es sogenannte „Privatoffenbarungen", von denen einige durch die kirchliche Autorität anerkannt wurden. Sie gehören jedoch nicht zum Glaubensgut. Ihre Aufgabe ist es nicht, die endgültige Offenbarung Christi zu „verbessern" oder zu „vervollständigen". Sie verhelfen vielmehr dazu, diese in einer bestimmten Epoche tiefer zu leben. Angeleitet vom Lehramt der Kirche weiß der Glaubenssinn der Gläubigen zu unterscheiden und das aufzunehmen, was in solchen Offenbarungen echter Ruf Christi oder von Heiligen an die Kirche ist.

Nicht annehmen kann der christliche Glaube „Offenbarungen", die vorgeben, die in Christus vollendete Offenbarung zu überholen oder zu berichtigen. Das trifft auf gewisse nichtchristliche Religionen und auf gewisse neuere Sekten, die auf solchen „Offenbarungen" gründen, zu.

(85) „Die Aufgabe aber, das geschriebene oder überlieferte Wort Gottes verbindlich zu erklären, ist nur dem lebendigen Lehramt der Kirche" -also den Bischöfen in Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri, dem Bischof von Rom - „anvertraut, dessen Vollmacht im Namen Jesu Christi ausgeübt wird" (DV 10).

(86) Doch „das Lehramt ist nicht über dem Wort Gottes, sondern dient ihm, indem es nichts lehrt, als was überliefert ist, weil es das Wort Gottes aus göttlichem Auftrag und mit dem Beistand des Heiligen Geistes voll Ehrfurcht hört, heilig bewahrt und treu auslegt und weil es alles, was es als von Gott geoffenbart zu glauben vorlegt, aus diesem einen Schatz des Glaubens schöpft" (DV 10).

(87) Eingedenk der Worte Christi an die Apostel: „Wer euch hört, der hört mich" (Lk 10,16) nehmen die Gläubigen die in verschiedenen Formen ergehenden Lehren und Anleitungen ihrer Hirten willig an.

(89) Es besteht eine organische Verbindung zwischen unserem geistlichen Leben und den Dogmen. Diese sind Lichter auf unserem Glaubensweg, sie erhellen ihn und geben ihm Sicherheit. Falls wir recht leben, werden andererseits unser Verstand und unser Herz offen sein, um das Licht der Glaubensdogmen aufzunehmen (vergleiche Joh 8,31-32).

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung