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Mit einer Zunge Gott anbeten

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Freiheit zu liegen. Eine Freiheit, „die nicht als die Fähigkeit aufgefaßt wird, den Plan Gottes für Ehe und Familie zu verwirklichen, sondern vielmehr als autonome Kraft der Selbstbehauptung - für das eigene, egoistisch verstandene Wohlergehen und nicht selten gegen die Mitmenschen“, heißt es im Apostolischen Schreiben „Familiaris consortio“.

Ehe und Familie sind in Gefahr, weil oft der Glaube und der religiöse Sinn in ihnen erstorben sind, weil Ehepartner selbst und damit auch ihre Kinder Gott gegenüber gleichgültig geworden sind. Liebe Mütter und Väter, liebe Familien! Macht auch ihr euch auf und kehrt zurück zum Vater!…

Sucht aber mit gleichem Ernst nach Wegen, um eine vor Gott verantwortete Elternschaft zu leben, die objektiven Kriterien entspricht, wie sie das kirchliche Lehramt in Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri weltweit vorlegt. Ich erinnere dabei besonders an das Apostolische Schreiben „Familiaris consortio“, das die Weisung der Enzyklika „Hu- manae vitae“ bekräftigt. Werdet auch wieder betende Familien!…

Der Sohn in .seinem ungestümen Freiheitsdrang scheint mir ein Gleichnis zu sein für den Menschen in der Gesellschaft der hochentwik- kelten Staaten. Ein rascher Fortschritt in Technik und Wirtschaft, ein schnell gestiegener Lebensstandard haben grundlegende Veränderungen in diese Gesellschaft gebracht.

Aber diesem selbstbewußten Auszug, weg von Gott, ist alsbald eine große Ernüchterung gefolgt, gepaart mit Angst: Angst vor der Zukunft, Angst vor den Möglichkeiten, die der Mensch nun in Händen hält, Angst vor dem Menschen selbst. Besinnt euch wieder eurer geistigen Herkunft! Kehrt um, wendet euch Gott wieder zu und gestaltet das Leben eurer Gesellschaft nach seinen Gesetzen! Die Kirche will euch mit ihrem Hirten- und Lehramt eine Hilfe sein.

Mit großer Freude’ und Dankbarkeit nehme ich die Gelegenheit wahr, mit den Verantwortlichen der christlichen Kirche in Österreich zusammen zu sein. Unser Lob und Dank strebt über alle brüderlichen Worte und Zeichen hinaus zum Geber aller Gaben, der die Seinen instand gesetzt hat, sich in dieser Gemeinschaft des einen Geistes heute zu begegnen …

Mit der schmerzlichen Erinnerung und der Bitte um Vergebung verbindet unsere Kirche gemäß dem Willen des II. Vatikanischen Konzils die ernsthafte Bereitschaft, die unheilvollen Folgen der Vergangenheit zu überwinden. Mit der Erklärung über die Religionsfreiheit und dem Dekret über den ökumenismus ist uns der Weg in die Zukunft gewiesen, der neue Horizonte der Hoffnung auf eine wachsende Einheit und Gemeinschaft der Christen erschließt. Der vom Konzil ausgestreute Samen hat hierzulande bereits deutlich Wurzeln geschlagen.

Die „ökumenische Morgenfeier“ hat schon eine segensreiche Tradition. Durch den Stiftungsfonds „Pro Oriente“ hat die katholische Kirche einen bedeutsamen Beitrag im Dialog mit der orthodoxen Kirche geleistet, und durch das ekklesiologische Kolloquium „Koinonia“ hat sie geholfen, den Weg zum offiziellen theologischen Dialog zwischen der orthodoxen Kirche und der römisch- katholischen Kirche zu ebnen. Ebenso wurden brüderliche Kontakte zu den altorientalischen Kirchen in den „Lainzer Gesprächen“ gepflegt.

Auch die Gespräche zwischen katholischen und evangelischen Theologen haben dazu beigetragen, traditionelle Vorurteile abzubauen, haben ein neues Klima des Miteinander geschaffen und sogar Weichen für die Durchführung von gemeinsamen Pastoralen Programmen gestellt.

Unsere Begegnung findet zu einer Zeit statt, da die evangelischen Christen sich auf vielfältige Weise des 500. Geburtstages von Martin Luther und von Huldrych Zwingli erinnern. Diese Daten gehören zu unserer gemeinsamen Geschichte. Wir sind Erben jener geschichtsmächtigen Ereignisse der Reformationszeit, deren Auswirkungen wir uns heute noch stellen müssen.

Nach Jahrhunderten des polemischen Gegeneinander oder kühlen Nebeneinander haben wir uns im wahren Sinn des Wortes „wiederentdeckt“ in unserem gemeinsamen Fundament des Glaubens an den einzigen Herrn und Heilsbringer Jesus Christus, aber auch in der Suche nach der je tieferen und umfassenderen Fülle der Offenbarung…

Dank sei dem Herrn, der uns berufen hat, in dieser Zeit des Heils, auf dem Weg der Pilgerschaft am Ende des zweiten Jahrtausends unserer Erlösung, der Einheit seines Volkes demütig zu dienen. Wir sind dabei von der unverbrüchlichen Hoffnung geleitet, daß wir eines Tages mit einer Zunge Gott, unseren Vater, anbeten werden im Geist und in der Wahrheit (vgl. Joh 4,24).

Aus der Ansprache bei der Begegnung mit Vertretern der christlichen Kirchen am 11. September.

er 14. österreichische Ka- JL-" tholikentag ist, rein technisch gesehen, zu Ende gegangen. Wenn er nicht in Tausenden weiterwirkt, Leben und Gestalt annimmt, Kirche und Gesellschaft umkrempelt, wird viel Mühe vergeblich gewesen sein. Aufgeweckt ist noch nicht aufgebrochen.

Nichts wäre ungerechter, als ein allfälliges Ergebnis dieser Art den Organisatoren anzulasten: Sie haben redlich getan, was von Anbeginn ihre Absicht

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