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Der ideale, freundliche Klassenraum

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Oft ist der Alltag in Schulen grau und trist. Zum täglichen Einerlei, Tests und Prüfungen, gesellt sich nicht selten die Enge in den Klassenräumen. Um diese im besten Wortsinne auszuräumen, startete eine Gruppe von acht Studenten an der Hochschule für Angewandte Kunst ein Projekt unter dem Titel „12Wo-chenKlausur" im Wiener Bundesrealgymnasium Stubenbastei Wien I. Die beiden kleinsten Klassen, eine zweite und eine siebte sollten erfahren, was angewandte Kunst sein kann, wenn sie in die Tat umgesetzt wird. Der schöne Schein allein genügte Wolfgang Zinggl, Gastprofessor an der Hochschule für angewandte Kuns^ nicht. Er nimmt angewandte Kunst wörtlich und überträgt ihr gesellschaftlich relevante Aufgaben. Mit seinen „WochenKlausur-" Projekten konnte er bereits große Erfolge erzielen. 1993 gelang es ihm gemeinsam mit der Wiener Secession einen Ärztebus für Obdachlose einzurichten. Anfang dieses Jahres wurde er von Mario Terzic von der Hochschule für angewandte Kunst eingeladen, mit Studenten aus verschiedenen Meisterklassen das Problem Raumnot in Klassen zu meistern.

Trübe Lichtverhältnisse, stickige Luft, unbequeme, Sitzordnungen, und 1,8 qm Platz pro Schüler waren der Ausgangspunkt für Zinggls jüngstes Projekt. Ziel war es, den „idealen" Klassenraum einzurichten. Als endlich die halbkreisförmige Sitzordnung mit selbstgebauten Tischen erreicht, die Frage nach der Wandbe-malung demokratisch mit einem Comic-Sujet gelöst war, wurde das leidige Sesselproblem in Angriff genommen Das Ergebnis: jeder Schüler hat seinen eigenen Sessel; vom modernen Designer-Drehsessel bis zum althergebrachten Thonet-Sessel sind 16 verschiedene Sitzmöbel von verschiedenen Firmen gesponsert worden. In der zweiten Klasse wurden die Wände mit Ornamenten versehen, eine halbkreisförmige Sitzordnung kreiert, in der siebten Klasse wurde nur durch eine andere Anordnung der Deckenlampen mehr Licht gewonnen. Mit Hilfe der Kunststudenten können nun Lehrer und Schüler dem Grau des Schulalltags in freundliche Klassen buchstäblich entkommen.

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