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Des heiligen Vaters Weihnachtsbotschaft

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Fürchtet Euch nicht! Siehe, ich erkünde Euch große Freude, die allem Volke widerfahren wird, öenn Euch ift heute der Heiland geboren, welcher ift Chriftue oer Herr. Diefe Worte öce Engels dee Herrn (Luhae 2,10-11) finö auch heute noch gültig und follten ton allen Menfchen in allen Erdteilen, in den Städten unö Dörfern, öeh Tälern unö Wüften, in öen Steppen unö im eroigen Eis unö auf öen Ozeanen, auf Oer ganzen Welt gehört roeröen. Mit diefen Worten leitete Papft Piiie XII. die traöitionelle Weihnachtebotfchaft ein, öic über öen Vatihan* fender in es Sprachen in alle Länder übertragen wurde.

Piiie XII. forderte in feiner ßotfehaft öie Regierungen auf, fich über ein inter nationales Abkommen zu einigen, auf öcr Grundlage eine wirhfamen Kon trollfyfteme, dae öie Herfteüung unö öie Anwendung on Atomwaffen, auch für Verfuebe erbietet. Wir zögern nicht, zu erklären, fagte öcr Papft, wie Wir es fchon früher getan haben, daß alle örei Vorfchläge (Verbot öer Atomwaffen ertliche, Verbot öer Verwendung on Atomwaffen unö allgemeine Rüftunge hontrolle) als Gegenltanö internationaler Verhandlungen eine Verpflichtung für öae Gewiffen öer Nationen unö ihrer Führer finö.

Die Frieömeanftrengungen, fuhr Pius XII. weiter fort, follten jedoch nicht allein ale Vorkehrung zur Befchränkung öer Möglichheit einer Kriegeführung be ftehen, fonöern mehr noch darin, öen Gegenfäfiltchheiten unter öen Völkern, die einen Krieg herbeiführen könnten, beizeiten zuoonukommen, fie zu befeitigen oöer werotgftene zu mildern. In einem Atomkrieg wirö ee keinen Siegeeruf mehr geben, fonöern nur öae untröftliche Weinen öer Menfchheit, öie erzweifelt die ihrem Wahn zuzufchreibende Kataftrophe fchauen würde.

Papft Piue XII. befaßte fich ferner mit öen vielfältigen Gefahren, öie öem modernen Menfchen im Zeitalter öer Technik unö Indufrrtaliiieruing drohen. Ich warne, fagte er, öen modernen Menfchen or öer Mißachtung der Werke Gottce. Die falfcben oder erengten Anfchauungen dee modernen Menfchen entziehen ihm die Fähigkeit, in den Werken Gottee die Grundlage zu erkennen, öie allein öen menfehlicben Werken ßeftand und reebtee Maß crleiht. Aber auch öie rein menfehliche Innerlichkeit ift unfähig, allen ßedürfniffen öee Menfchen zu genügen. Ale öritte große Gefahr bezeichnete öer Heilige Vater dae Beftrebcn, nur öem Augenblick leben zu wollen, einzig öarauf bedacht, die größte Verfügungemög lichkelt öer äußeren Güter zu fiebern unö eine Minderung öer Lebenehaltung zu erhinöem.

Wer in öiefem Zeitalter öer inöuftriellen Gefellfchaft öen Kommuniemue anklagt, öie Völker feinee Herrfcbaftebereichce der Freiheit beraubt zu haben, er klärte der Papft weiter, öarf nicht unterlagen, zu bemerken, daß auch im anderen Teil der Welt die Freiheit ein recht zweifelhafter ßcfifi fein wirö, roenn die Sicher heit dee Menfchen nicht mehr aue einem Gefüge hergeleitet wird, öae feiner wahren Natur entfpricht. Die irrtümliche Auffaffung, die öae Heil in öen ftetig fteigenöen Ablauf t*r gefellfchaftlichen Proöuktion erlegt, ift ein Aberglaube, der dadurch befonöere gefährlich wirö, weil er wirtfchaftlicbe Notzeiten, die immer öie Gefahr einer Rückkehr in öie Natur in fich tragen, für unmöglich zu halten fcheint.

Wir weifen öen Kommuniemue, fagte öer Papft foöann, ale gcfcllfchaftlichce Syftem zurück kraft öer christlichen Lehre unö muffen dabei in bcfonöcrer Weife öie Grunölagcn öee Naturrechtee betonen. Aue öemfelbcn Grunö erwerfen mir auch öie Meinung, öer Chrift muffe heute öen Kommuniemue ale eine Erfcbeinung oöer Etappe öee Gefcbichteablaufee fehen, gleichfam ein norwendigee Entwich lungemoment öer Gefchicbte, unö er muffe ihn öarum roie on öcr göttlichen Vorfehung beftimmt hinnehmen.

Der Chrift follte fich leöoch, fügte öer Papft hinzu, auch nicht begnügen mit einem nur auf Schlagworten unö öer Verteidigung einer inhaltlofen Freiheit fußenden Antikommuniemue. Wir fordern ihn ielmehr auf zum Bau einer Gc= fellfchaft, in der die Sicherheit öce Menfchen auf öcr fittlichen Ordnung ruht, nach Kräften beizutragen. Ee gibt öeehalb auch für den Chriften roohl eine Bereit fchaft zur Kocrtltenz, aber felbftoerftändlich keine Koetifteuz um jeöen Preie -ficher nicht um öen Preie öer Wahrheit unö öcr Gerechtigkeit.

Man öarf nicht annehmen, erklärte Erzbifchof Dr. Jachym in feiner Weihnachtebotfchaft über öen Runöfunk, öaß der Glaube ein Erfafc für iröifcbee Glück fei, fo, ale müßte man fich mit der himmlifeben ßotfehaft tröften, roenn tröifchc Güter auebleiben. An öcr Krippe knieten auch Könige, denen all ihre Schäfte nichte bedeuteten or dem Kind on Bethlehem. Möge allen, die heute Freude unö Dankbarkeit bewegt, diefe Freude ein Weg zur Krippe fein.

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