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Die Insel der steinernen Ahnen

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Die Osterinsel. Von Hans Helfritz, Fretz & Wasmuih Verlag, Zürich, 19 Seiten Text mit einer Farbtafel, einer Karte und 94 Aufnahmen des Verfassers. Preis 10 sfr.

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Die Osterinsel. Von Hans Helfritz, Fretz & Wasmuih Verlag, Zürich, 19 Seiten Text mit einer Farbtafel, einer Karte und 94 Aufnahmen des Verfassers. Preis 10 sfr.

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Verloren in der unendlichen Weite des Pazifischen Ozeans liegt wie ein ungeheurer Lavabrocken Pito-te-henua, die Osterinsel. Es gibt auf ihr eine Stadt, Orango, die nur während bestimmten Kultfestlichkeiten von der polynesischen Inselbevölkerung bewohnt wurde. In den Höhlen finden sich alte, mehr oder minder künstlerische Steinzeichnungen von Vögeln und Fischen. Was aber das Erstaunen aller Besucher erregt hat, sind die gegen 600 Steinfiguren, die sich in jedem Stadium der Herstellung auf der Insel vorfinden — manche bis zu 20 Meter hoch. Sie finden sich in den Werkstätten an den steilen Hängen des Vulkans Rano- raraku, als ob die Bildhauer eben die Arbeit daran eingestellt hätten: oft sind am senkrechten Fels drei Figuren übereinander in Arbeit genommen. An manchen Stellen sieht man, wie im Negativ, Hohlräume von Köpfen, die schon aus dem dunklen Tuffgestein gelöst sind. Ein Teil dieser Bildwerke (die ariki) stehen auf Begräbnisplätzen (ahu) und versinnbildlichen die Ahnen Verstorbener, die sich als Häuptlinge (ariki) ausgezeichnet hatten. Die Ariki sind heute alle umgestürzt.

Roggeveen und Cook haben noch aufrecht stehende gesehen, Die wirkliche Bestimmung der anderen, ausdrucksvoller gemeißelten Kolosse (moai), die oft wie Wächter die Küste säumen, kennen wir nicht. Wir wissen nicht, wann sie entstanden, wie sie aus dem Felshang an ihren Aufstellungsort gebracht worden sind. Vielleicht wüßten wir mehr von der Insel und ihren Geheimnissen, wenn wir die auf der Osterinsel gefundenen fünfundzwanzig mit eigenartigen Zeichen bedeckten Tafeln deuten könnten: geweihte Tafeln, die als Gedächtnisstützen für die Sänger heute verschollener kultischer Gesänge dienten. Diese letzteren Funde, wie alles, was man von dieser seltsamen Insel weiß, fügen sich in den polynesischen Kulturkreis.

Dem sorgfältigen, erläuternden Text ist eine ausdrucksvolle Farbtafel vorangestellt, die Vielfalt der angefügten Bilder ermöglicht einen weitgehenden Einblick in die landschaftliche Eigenart der Insel, in das Leben der — heute christianisierten — Bevölkerung und vor allem in die großartige Düsternis der weltbekannten Monumente.

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