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Digital In Arbeit

Ein junger Meister aus Mähren

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Mit „Linolschnitten nach der verlorenen Form“, Phantasie und technischem Können präsentiert sich Jan Vičar.

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Mit „Linolschnitten nach der verlorenen Form“, Phantasie und technischem Können präsentiert sich Jan Vičar.

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So genau läßt sich nicht sagen, worüber man sich mehr begeistern sollte. Ist es die faszinierende Technik des „Linolschnitts nach der verlorenen Form“ oder ist es die überbordende Phantasie, mit der Jan Vičar seine Arbeiten gestaltet? Die in der Galerie Thurnhof in Horn gezeigten Arbeiten hat Vičar unter das Thema „Das vergessene Land“ gestellt. Da drängen sich üppig Bäume in exotischer Pracht, wohnen Paradiesvögel in geheimnisvollen Gegenden, werden Grotten, Brücken, Pflanzen und Inseln gezeigt, nach denen jeder immerfort Sehnsucht hat, der nur einmal die Herrlichkeiten gesehen hat. Der 1967 in Svitavy in Östböhmen geborene Künstler hat ein Jahr als Höhlenführer im Mährischen Karst gearbeitet. Der Verdacht liegt daher nahe, daß die vielfältigen Fels- und Tropfsteinbildungen ihre Spuren in den bildnerischen Gestaltungen bis heute hinterlassen.

Der „Linolschnitt nach der verlorenen Form“ bedeutet, daß jede Farbschicht einen erneuten Bearbeitungsvorgang am Drückstock erfordert. Vičar verwendet nicht selten fünfzehn und mehr Farben. Nach der Fertigstellung der Arbeit kann mit dem Druckstock kein weiteres Blatt mehr gedruckt werden. Diese Linolschnitte sind daher Unikate.

Mit dieser Technik wagt sich Vičar an große und größte Formate: Blätter mit fast drei Metern Länge und eineinhalb Metern Breite zeigen, mit welcher Virtuosität der junge Künstler seine Vorstellungen umsetzt.

Da es keine Maschinen gibt, die solche Druckstöcke aufnehmen könnten, arbeitet Vičar am Fußboden, über das Blatt gebeugt, und färbt jeden Quadratzentimeter händisch ein. Anläßlich der Ausstellung ist ein Buch mit Offsetfarblithographien von Jan Vičar und Gedichten von Ludvik Kundera in einer Auflage von 99 signierten Exemplaren erschienen. (Bis 19. November)

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