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Es gibt das Schweißtuch der Veronika

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In Manoppello, einem kleinen Ort in den italienischen Abbruz-zen, wird ein noch weithin un-. bekannter Schatz aufbewahrt: ein hauchfeiner Schleier mit einem Christusantlitz, dessen Entste-hungszeit und dessen Herstellungstechnik sich auf den ersten Blick nicht bestimmen lassen, da er solch merkwürdige Eigenschaften aufweist, die in der gesamten Kunst der Welt nicht mehr vorkommen. Das Bild ist durchsichtig wie ein Dia, doch hebt man das Reliquiar, in das der Schleier zwischen zwei Glasscheiben eingefaßt ist, gegen den Himmel, so sieht man fast nichts mehr-von dem Bild, sondern im wesentlichen nur noch das weiße Schleiertuch. Nach der Überlieferung sollte es sich um das Schweißtuch der Veronika handeln.

Es ist erstaunlich, doch das Antlitz auf dem Schleier von Manoppello läßt sich mit dem auf dem Turiner Grabtuch erkennbaren so zur

Deckung bringen, daß die beiden Gesichter, im Maßstab 1:1 zusammengebracht, zu einem einzigen zusammengehen. Beide Bilder müssen also im selben Grab entstanden sein. An dieser Stelle muß die gängige Auslegung des Auffmdungsbe-richtes der Grabtücher, der sich im Johannesevangeliurn findet, einer eingehenden Prüfung unterzogen werden. Die entsprechende Stelle kann man ganz anders übersetzen, als dies gewöhnlich geschieht. Man kann auch so übersetzen, daß Petrus die daliegenden Tücher wahrnahm, also das Phänomen, daß sie lagen. Erst dann hat man den richtigen Ausgangspunkt für die korrekte Ubersetzung dessen, was der Evangelist über das Schweißtuch sagt: Es war im Gegensatz zu den übrigen Tüchern nicht ein daliegendes, sondern eines, das noch einhüllend geblieben war, obgleich weder der Körper in den daliegenden Tüchern noch der Kopf unter dem noch einhüllenden Schweißtuch vorzufinden waren, und obgleich das Tuch dort an dieser Stelle noch so aussah, als wäre der Kopf alleine noch von ihm umhüllt. Erst dann wird verständlich, warum Johannes auf Grund des im Grab vorgefundenen Sachverhaltes sagen konnte: „Ersah und glaubte, denn sie hatten noch nicht aus der Schrift verstanden, daß er von den Toten auferstehen müsse."

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