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Digital In Arbeit

Inszeniert mit Licht und Farbe

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Jean Nouvel ist ein Stararchitekt, der was zu sagen hat. Er liebt besondere Orte, und entwirft speziell für sie besondere Gebäude. Der Franzose mit dem Faible für den „Genius loci” war vom Ambiente der Bäume des Architekturzentrums Wien im Messepalast fasziniert. Die etwas provisorische Mischung aus unverputzten Ziegelwänden und einfachem Betonestrich hat Jean Nouvel dazu inspiriert, seine Ausstellung als Installation zu konzipieren.

Drei Fernsehmonitore, dahinter drei Leinwände, auf die Dias projiziert werden: das Auge rast in einen langen, roten Baum der Oper in Lyon. Es nimmt die stark an die Wiener Oper erinnernde Außenfassade mit dem frechen, verglasten tonnenförmigen Aufbau wahr, der je nach Zusehermenge in verschiedenen Rottönen leuchtet. Es taucht in die türkisen Pools hinter die holz-lammellenstrukturierte Fassade des Hotels Saint-James in Bouliac oder folgt den Linsen auf der Außenhaut des Institut du Monde Arabe in Paris, die sich dem Sonnenstand anpassen. Lauter Eindrücke, in fünfundvierzig Mnuten zu konsumieren.

Streiflichter und Bilder einer Architektur, die sich von Filmen inspirieren läßt, die Gradmesser unserer Gegenwart sein will, sich den Fragen der Zeit stellt und sich nicht damit abfindet, tradierte Architekturmuster oder Lösungen zu übernehmen.

Jean Nouvel vergleicht die Arbeit eines Architekten mit der eines Be-gisseurs. Mit Licht und Farbe inszeniert auch er, viele seiner Bauten werden bei Nacht gezeigt, verfremdet in meist rote Beleuchtung getaucht.

Wie sie schafft er Kunstwelten. Ironie, Witz, die spezifische Antwort auf einen Ort und eine Bauaufgabe in ihrem kulturellen Kontext, sowie das Bemühen, ein „moderner Architekt” zu sein, finden sich in seinen Bauten.

Manche der Entwürfe sind schon so modern, daß sie der Kalenderzeit vorauseilen: so hat Nouvel den „Turm ohne Ende” hinter Otto von Spreckelsens „Grande Arche” in Paris entworfen. Ob sich die Republik Frankreich dieses im wahrsten Sinne des Wortes nach den Sternen greifende Bauwerk von 420 Meter Höhe leisten kann, steht allerdings in den Sternen. (Bis 15. Mai)

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