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Ironie und Mythologie

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Im Museum für angewandte Kunst ist bis 29. Jänner Hans Kupelwiesers Installation „Staumauer“ zu sehen.

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Im Museum für angewandte Kunst ist bis 29. Jänner Hans Kupelwiesers Installation „Staumauer“ zu sehen.

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Zwei und drei schwarze Stahl- rohrringe mit einem Durchmesser von 280 Zentimeter übereinander gestapelt lassen den Eindruck entstehen, soeben habe man das wohlgeordnete Materialdepot eines Baustoffhändlers betreten.

Diese Anordnungen sind aber radikal karge Skulpturen von Hans Kupelwieser, der in seinen Arbeiten jeden Anflug einer literarisch formulierbaren Geschichte zu vermeiden sucht. So ganz gelingt ihm das nicht. Zwei rundum zusammengeschweißte Aluplatten erscheinen als Polster, die Gemütlichkeit Vortäuschen. Die mehrfache Variation der polsterförmigen Objekte- läßt auf architektonische Kritik schließen, die sich über jene Designideen lustig macht.

Gänzlich literarisch wird Kupelwieser in der eigens fürs MAK entworfenen großen Installation „Staumauer“. Ein anonymer Skulpturenkopf aus den zwanziger Jahren wurde 168 mal in Aluminium gegossen und neben- beziehungsweise über einander gestapelt. Ist dieser Deponierversuch in Form eines Kopfvorhanges nicht als Antwort auf die Entsorgungsversuche der Skulpturen im ehemaligen Osteuropa zu sehen? Oder handelt es sich um die Thema- tisierung der Schwierigkeiten von demokratischen Gesellschaften sich selbst adäquate Monumente zu setzen, ohne dabei monarchistische Vorbilder zu zitieren oder zu imitieren?

Hans Kupelwieser, der die Infragestellung des traditionellen Anspruchs der Skulptur eindringlich demonstriert, geht einen Weg zwischen Ironie, die dem Werk sinnliche Qualitäten verleiht, und einer herben Hermetik, die feist in eine Privatmythologie führt und in ihrer Kargheit für den Betrachter banal wird. Im MAK, wo die Grenzen zwischen der angewandten und der bildenden Kunst immer wieder bewußt verwischt werden, ist mit dieser eigens für das Haus gefertigten Installation mit der stereotypen Wiederholung des „No-name-Kopfes“ ein weiterer Schritt gesetzt worden, um die Möglichkeiten skulpturalen Gestaltern zu erforschen.

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