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Digital In Arbeit

Karl Anton Fleck

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Er war ein Zeichner der Sonderklasse. Mit unbändigem Strich setzte er sich und seine Zeitgenossen ins Bild und vermochte Landschaften darzustellen.

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Er war ein Zeichner der Sonderklasse. Mit unbändigem Strich setzte er sich und seine Zeitgenossen ins Bild und vermochte Landschaften darzustellen.

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Welche Kraft wohnt den Blättern inne! Karl Anton Fleck (1928-1983) war mit Zeichenblock und Schemel in den Landschaften unterwegs, und seine Porträts entstanden durch das genaue Hinsehen.

Seine Kunst war getragen von der Freiheit, die einem die Jazzmusik beschert — Fleck war Jazzmusiker — und die zu gewinnen ist, wenn man sich vom Kunstbetrieb nicht abhängig macht. Fleck war jahrelang als Retouscheur im graphischen Gewerbe tätig, um sich nicht den gängigen Marktbedingungen ausliefern zu müssen. Das allein würde allerdings nicht ausreichen, um ihn zu jener singulären Erscheinung werden zu lassen, wäre da nicht die Gnadenlosigkeit, mit der Fleck sich und seine Mitwelt sah. In einer Reihe von Selbstporträts wird sichtbar, wie schonungslos er mit seinem

eigenen Gesicht umging. Er zeigt sich als „Kaktusschlecker“, als „Barthaarzupfer“, als Papagei und mit verschiedenen Hundegesichtern. Fleck verlieh den Tieren, die in jeder Menschenseele wohnen, Gestalt.

Er wußte genau, daß der Mensch ein Augentier ist, das gierig das Gebotene in sich hineinsaugt: auf dem Blatt „Augenspeise“ wird das Auge zum Beginn eines Aufnahmeapparats mit Magen und Darm. Vor der Linse räkelt sich eine Nackte und neben dem Kopf steht ein Hund vor seinem Freßnapf. Solche Arbeiten fordern psychoanalytische Interpretationen — und nicht nur diese — heraus. Otto Breicha meint, Karl Anton Fleck sei der Egon Schiele unserer Tage.

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