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Kunstskandale und Erregungen

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Texte und Fotos von Aktionen oder Kunstwerken, die Anstoß erregt haben, sind wie an Wäscheleinen aufgehängt; daneben hängt die Reaktion darauf - Entrüstung, der Ruf nach dem Richter oder nach einem generellen Verbot. Im Hof der Cselley-Mühle in Oslip im Burgenland ist die Ausstellung „An der Grenze des Erlaubten. Kunst und Zensur in Österreich” zu sehen, hergestellt als Projekt des Universitätskulturzentrums UNIKUM Klagenfurt, konzipiert und gestaltet von Gerhard Pilgram. Die Ausstellung war vorher schon in anderen österreichischen Städten - etwa in Linz und Graz - zu sehen.

Der Untertitel verrät gleich das Programm, insofern als das Beanstandete jeweils als Kunst etikettiert wird, die negative Reaktion hingegen als Zensur. Das wird von den Planern und Gestaltern jedoch nicht ausdrücklich intendiert. Freilich gibt es eine amtliche Zensur in Österreich nicht, wohl aber den ständigen Ruf nach einer ordnenden Kraft, die -wenn schon nicht nach Gängelung der Kunst und der Künstler - doch nach einer sorgfältigen Prüfung der Subventionsgeber und deren Methoden der Subventionierung verlangt. Daß das eine Vorstufe der Zensur sein mag, kann man ohne weiteres nach-vollziehen. Es werden auch polizeiliche und gerichtliche Aktivitäten dokumentiert. Die Behörde schreitet dann ein, wenn ein persönlich Betroffener (wegen Ehrenbeleidigung oder übler Nachrede) klagt oder eine Insti-tition die Verbreitung eines Kunstwerkes verhindern will. Auffallend ist, daß sich die Künstler in erster Linie auf den Gebieten der Sexualität und der Religion „an der Grenze des Erlaubten” befinden. Gerade auf diesen Gebieten ist eine besondere Empfindlichkeit anzutreffen.

Fragt sich, ob wirklich jede inkriminierte Äußerung gleich Kunst sein muß (also auch den Schutz der Freiheit der Kunst genießen soll) und ob wirklich jeder Artikel des Kolumnisten Staberl oder jede Anzeige von Martin Humer gleich die Freiheit der Kunst gefährdet. Dokumentiert sind Kunst-Skandale wie etwa um Thomas Bernhards „Heldenplatz” oder Herbert Achternbuschs „Gespenst” und solche, bei denen es auch bei gutem Willen schwer fällt, darin Kunst zu sehen. Allerdings enthält sich die Ausstellung jeder Wertung.

Insgesamt eine bedenkenswerte Dokumentation, die man auch als Katalog in aller Vollständigkeit nach Hause tragen kann.

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