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Menschen auf der Suche

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Stets von der menschlichen Figur ausgehend, schlägt der Maler, Radierer, Lithograph und Objektebauer Helmut Krumpel seinen Weg zur Abstraktion ein.

Die dargestellten Personen sind gezwungen, Grenzen zu überschreiten. Transparentfolien, übereinanderge-legt oder hintereinandergehängt, treten in komplizierte Beziehungsgeflechte. Einerseits wird die Grenze von einem Blatt zum anderen scharf sichtbar, andererseits mischen sich die farblichen Kompositionen zu neuen Einheiten. Je nach Anordnung der Transparentfolien ist die menschliche Figur in ihrem Umraum disponibel geworden. Zugleich kann sie aber auch durch gezielte Anordnung der Folien fast zum Verschwinden gebracht werden.

Helmut Krumpel ist ein Künstler, der sich großen Fragen stellt: die Grenze zwischen Leben und Tod, die Grenze des eigenen Ich und der Gruppenidentität. Häufig taucht auch in den Blättern und Bildern das Motiv auf: Ich vor dem Spiegel. Welches Ich vor welchem Spiegel, muß sich der Betrachter fragen, ohne unmittelbar i eine Antwort erwarten zu dürfen. Der Mensch vor und hinter der Mauer ist ein weiteres gern von Krumpel dargestelltes Motiv. Handelt es sich um die Mauer, die jeder Mensch um sich aufgebaut hat, ist es die Mauer, an der man sich zu oft schon den Kopf gestoßen hat? Fragen beantwortet Krumpel keine. Er führt die Betrachter in eine Welt der Transformation, in' der unbekannte Gerätschaften warten. Ob sie dem Menschen helfen können, ob sie eher als Bedrohung zu sehen sind, ist von Fall zu Fall verschieden, sicher ist, daß sie zum Menschen gehören wie der Schatten zum Licht.

Helmut Krumpeis Kunst berichtet von der Kreatürlichkeit des Menschen, er malt vom Geborenwerden und vom Verlieren, von Gefühlen und Erinnerungen, er gestaltet Menschen auf der Suche. Dabei haben die dargestellten Personen auch immer wieder mit ihm selbst zu tun. Die Ausstellung im Niederösterreichischen Landesmuseum in Wien macht es deutlich. Doch Krumpel malt nicht autobiographisch, aber er. verleugnet seine Empfindungen auch nicht oder versteckt sie hinter einem malerischen Gestus. (Bis 7. April)

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