Bei der Ubergabe des ersten an Österreich zurückgegebenen Filmstudios in Sievcring haben Ausländer und Einheimische die echt öster-reichisdie Atmosphäre der Geburtsstätten der weltberühmten österreidiischen Filme gespürt. In den sieben Jahren der Gleidischaltung und geistigen Nivellierung war es nidit zuletzt der östcrreichisdie Film, der bis in die kleinsten Dörfer unseres Landes den Geist des seelischen Widerstandes trug. „Operette“ und „Wiener Blut“, Willi Forst . und Paul Hörbigcr, jeder Ton, jeder Schnitt der Regie, jedes Wort eines Schauspielers war ein Protest gegen die kalte starre. „Kulturauffassung“ des neupreußischen Nordens. Worte und Melodien sprengten die geistigen Stadieldrähte Und durdibrachen die Mauern, die Berlin aufzurichten sich bemühte.
Wenn heute die österrcichisdie Filmproduktion ihren ersten wenn auch zaghaften Schritt aus dem Atelier in die öffentlidikeit wagt, so kann sie dies nicht besser als von Sievering aus tun, von wo sie, umgeben von den noch kaum grünenden Weinbergen des Wiencrwaldes, mit dem Blick ganz Wien umfassend, hinausschreiten zu neuem Beginnen. General Mac Chrystal, der als Chef des amerikanischen ISB die erste Konzession für die Herstellung eines Wiener Films an Frau Marthe Harell übergab, trug in seinen Worten der österreichischen und insbesondere der Wiener Atmosphäre Rechnung. Die Monate, welche die amerikanischen Besatzungstruppen in Österreich verbracht haben, sind nicht vergebens gewesen. Die Worte des Generals trugen keinen offiziösen Charakter, sie entsprangen einer herzliehen Zuneigung zu Geist und Kultur Österreichs. So schloß et seine Rede zur Ubergabe des ersten österreichischen Filmes der ZIFRA-Produktion „Ich glaube an Didi“ mit den warmen Worten „Wir glauben an Euch“.
In wenigen Wochen wird also der erste österreichische Film in die Welt hinausgehen. In die Welt, denn der österreichische Film ist nicht allein für den Inlandsmarkt gedacht, er soll in fremden Ländern zeigen, daß Geist und Kultur unseres Landes sich erhalten haben.
