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Pallas Athene in der Kaserne

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Seit mehr als zwanzig Jahren beschäftigt sich die Amerikanerin Nancy Spero mit der Darstellung der Frau. Das Thema der Weiblichkeit aus der Sicht eines engagierten Mitgliedes der internationalen Frauenbewegung von 1968 beherrscht ihre Bildräume. Herausgelöst aus Zeit und Raum, ist das Gesamtwerk Spe-ros von den vielen Metaphern und Assoziationen über das Wesen und die Erscheinungsformen des Frauseins und dessen mystisch-energetischen Kräften bestimmt.

Nancy Spero leidet unter schwerer Arthritis, weshalb sie für ihre Arbeit Techniken entwickeln mußte, die eine künstlerische Tätigkeit ohne große körperliche Beanspruchung zulassen. Sie bedient sich verschiedener Stempel und Collageverfahren, die nachträglich koloriert werden. Auf zum Teil meterlangen Bildkompositionen und Friesen finden sich Frauenfiguren, Darstellungen von Visionen und Alpträumen zur weiblichen Mythologie und Psyche. Zumal „erscheinen" oder „schweben" die Motive ohne Zusammenhang mit ihrer realen Umgebung und ihren Bildträgern. Oder sie verbinden sich zu Motivgruppenaus gängigen „Weibs-Bildern" der Kulturgeschichte, wie griechischen, ägyptischen und indischen Gottheiten.

Das Ineinandergleiten von Schauplätzen und Epochen führt in die me-

takulturelle Ebene der Beschäftigung mit dem Thema des Frauseins, was von Speros politischem Anspruch auf Solidarität und Toleranz einer Art Weltfrauentums herrührt. Der weitaus interessanteste Aspekt in ihrem Werk ist die Darstellung weiblicher Energien: Mittels Bündelung oder Distanzierung von Bildelementen wird den im Dasein einer Frau bedeutenden Kräften Ausdruck verliehen.

Anlaß zur Ausstellung war die Fertigstellung eines Werkes im „Amtsgebäude FM Conrad", der ehemaligen Conradkaserne. Im Foyer eines Wirtschaftgebäudes, unmittelbar vor den Zugängen zu den Speisesälen der Militärs, realisierte die Feministin ein

großflächiges Werk. Laut Aussage ihrer österreichischen Vertretung, der Wiener Galerie König, wurde die Arbeit mit großem Interesse von Seiten der Verantwortlichen der Bundesgebäudeverwaltung und des Heeres bewilligt. Dort agierte Nancy Spero als Pallas Athene: „Ist der Sieg aber erkämpft und der Frieden errungen... so waltet die Göttin Athene in klarer Milde und Reinheit und lehrt die Menschen den Frieden zu nützen und unterweist sie in allem Thun, das das Menschenleben ziert, in aller Weisheit und Kunst" (Der Olymp, Leipzig 1890).

Galerie im Taxispalais., Innsbruck (Bis 19. S.)

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