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Proletarische Plakate überwinden soziale Gegensätze

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In der Wiener Galerie Karenina gibt es bis 15. November „Russische Revolutions-Plakate 1917-1937“ aus privaten Sammlungen zu sehen. Mit diesen Vorbildern sollte der neue Mensch und seine Welt geprägt werden.

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In der Wiener Galerie Karenina gibt es bis 15. November „Russische Revolutions-Plakate 1917-1937“ aus privaten Sammlungen zu sehen. Mit diesen Vorbildern sollte der neue Mensch und seine Welt geprägt werden.

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Die Begeisterung für den industriellen Fortschritt führte in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zu radikalen Richtungsänderungen der Kunst. Eine dieser Richtungen ist der Konstruk-tivismus, der in seiner russischen Ausformung als Instrument zur Überwindung der sozialen Gegensätze gesehen wurde. Proletarische Kunst sollte die antiquierte „Staffel-Malerei“ hinwegfegen und durch die Schaffung von Vorbildern meinungsbildend und bewußtseinsgestaltend sein.

In den Revolutionsplakaten wird der Aufbruch zu einer neuen Sicht auf den Menschen und seine Welt ebenso sichtbar wie die Erstarrung in einer neuen Ikonografie, die erst kürzlich von den politischen Ereignissen hinweggefegt wurde. Deutlich ist die Agitation für den proletarischen Menschen, der sich seiner Kraft bewußt wird, deutlich auch die Karikierung der Klassengegner. Gleich Prostituierten sitzen etwa geflüchtete Frauen auf Parkbänken und lassen sichs im Exil gutgehen.

Wie sehr die Plakatkunst, die sich selbst als „proletarische Staffelmalerei“ verstand, einer unerbittlichen Reglementierung seitens der Parteiinstanzen unterworfen war, zeigt der

Beschluß des Zentralkomitees der KPdSU vom 23. April 1932 „Über die Reorganisation der literarischen und künstlerischen Organisationen“, in dessen Folge zahlreiche Künstlergruppierungen, die sich durch ihre profilierte Einstellung zu den Problemen der Staffelmalerei und Produktionskunst, von Realismus und Gegenstandslosigkeit sowie von Konstruktivismus und „revolutionärer Gestaltung des Alltagslebens“ hervorgetan hatten, liquidiert wurden. Die kleine Ausstellung in der Galerie Karenina ist eine schöne Ergänzung zu den bereits in Wien gezeigten Präsentationen von sowjetischer Kunst.

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