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Tonikonen von Vinica

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Vinica liegt in Makedonien, 130 Kilometer südöstlich von Skopje. 1985 geriet das verschlafene Nest sozusagen über Nacht in die Schlagzeilen - zwar nicht der Weltpresse, wohl aber der archäologischen Fachliteratur. Ein Forschungsteam unter Kosta Balabanov, das am nahegelegenen Burghügel in den Buinen einer spätantiken Festung schürfte, stieß auf eine größere Ansammlung quadratischer Fliesen aus gebranntem Ton mit Reliefbil-dern von Heiligen, biblischen Szenen und symbolträchtigen Tieren.

Sie stammen aus dem fünften und sechsten Jahrhundert und wurden mit Hilfe von Modeln in mehrfacher Ausfertigung hergestellt. Insgesamt hat man 52 vollständig und 150 fragmentarisch erhaltene Fliesen mit 20 Motiven geborgen. Der Fund war eine archäologische Sensation, denn Tonikonen aus frühchristlicher Zeit wurden bisher nur im heutigen Tunesien entdeckt.

Daß der Fundort keine Kirche war, steht fest. Auch eine Produktions- oder Handelsstätte wird ausgeschlossen. Vermutlich handelte es sich um eine Mülldeponie. Die Ikonen waren, worauf die Mörtelspuren an der Rückseite und die fehlende Glasur hinweisen, wahrscheinlich an den Innenwänden sakraler Räume angebracht, einzeln oder aneinandergereiht, als biblia pauperum, bildliche Darstellung der Heilsgeschichte für des Lesens Unkundige.

Ihre neunte Station hat die Ausstellung der Tonikonen von Vinica, ergänzt durch Beispiele aus Tunesien, im Linzer Schloßmuseum erreicht, wo sie bis 30. April als Ergänzung der Äthiopienschau zu sehen ist.

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