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Totem ohne Tabu

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Die Neue Galerie in Linz stellt derzeit einen französischen Künstler vor, der nur Insidern ein Regriff ist: Gaston Chaissac (1910-1964). Mit mehr als 150 Exponaten wird das Werk dieses vielseitigen Einzelgängers eindrucksvoll vor Augen geführt. Von 1938 an, als der deutsche Emigrant Otto Freundlich in das Haus einzog, in dem der Schuster Gaston Chaissac seine Werkstatt hatte, und diesen ermunterte, seine Versuche als Maler fortzusetzen, bis zu dessen Tod.

Schon die ersten der ausgestellten Bilder zeigen einen meisterhaften Umgang mit der Farbe und Sicherheit in den Konturen. Chaissacs Arbeiten zeugen von zeichnerischer Dichte und wirken ebenso expressiv wie dekorativ. Er begnügt sich aber nicht mit dem Zeichnen und Malen auf Papier und Leinwand. Verbeulte Blechkanister und zerquetschte Töpfe werden ebenso zum Malgrund wie Holzschlapfen, aufgeschlitzte Weidenkörbe, Steine und ausgelaugte Rinderknochen.

Mitte der vierziger Jahre kommt es zu einer Regegnung mit Jean Dubuf-fet, der sich für Außenseiter und Einzelgänger interessiert, der aber bald erkennt, daß Chaissac die Mütze der „Art Brut" nicht paßt. Chaissac läßt sich in keine Schublade einordnen, trotz einer gewissen Nähe zur naiven und zustandsgebundenen Kunst. Natürlich ist eine künstlerische Verwandtschaft mit Du-buffet nicht zu übersehen, aber sie war wohl mehr das Ergebnis einer parallelen Entwicklung als das einer Anhängerschaft. In den Jahren vor seinem Tod entstanden die „Totems", in denen sein Werk den Höhepunkt erreicht. Sie sind auch der Höhepunkt der Ausstellung, die ihre nächsten Stationen in Tübingen, Wuppertal und Frankfurt haben wird. (Bis 9. Juni)

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