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Tristesse des Alltags

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Eine Ausstellung deutscher Fotografie seit 1945 dokumentiert diese nur unvollständig, macht aber neugierig auf eine umfassende Schau.

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Eine Ausstellung deutscher Fotografie seit 1945 dokumentiert diese nur unvollständig, macht aber neugierig auf eine umfassende Schau.

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Der Titel verheißt mehr als er hält: „Aspekte deutscher Fotografie nach 1945“. Tatsächlich kann von Aspekten nicht wirklich die Rede sein, höchstens von „Aspekterln“.

Selbstverständlich zeigen fotografische Arbeiten, die nach 1945 in Deutschland (in der BRD und DDR) entstanden sind, keine gemeinsame stilistische Ausrichtung. Von experimentellen Aufnahmen, beispielsweise von dem 1931 in Saarbrücken geborenen Kilian Breier, bis zu Landschaftsstudien reicht das Spektrum.

Unter den Landschaftsstudien sind die besonders stimmungsvollen, weil atmosphärisch dichten Fotografien des 1938 in La- then/Emsland geborenen Heinrich Riebesehl zu erwähnen, die den ganz anderen Zugang zur Natur und zur Technik dokumentieren als sie Bernd und Hilla Be cher zeigen, die mit ihrer Aufnahmenserie „Anthrazit-Zechen in Pennsylvania“ den vergehenden Industriekonstruktionen ihr Augenmerk schenkten.

Häufig werden Fotografien auch zu Zeitdokumenten. Michael Schmidt (geboren 1945 in Berlin) hat mit seiner Serie „Berlin — Kreuzberg“ der Tristesse der Großstadt ein beachtliches Porträt gewidmet, das verständlich macht, warum sich viele Menschen in Städten nicht wohl fühlen können.

Äußerst einfühlsam in der Darstellung grauen Alltags ist auch die 1930 in Bautzen/Sachsen geborene Evelyn Richter.

Der Faltenwurf des Leintuchs auf einem Bett findet seine Entsprechung in der Bewegung der Fahne, über der Lenin hoffnungsvoll und kraftstrotzend als Verschnitt einer messianischen Figur erscheint. Der Revolutionskitsch an der tapezierten Wand (es han delt sich um ein Bild im Bild) steht im schroffen Gegensatz zu dem verlassenen Bett, das einer Bahre oder einem Sterbebett gleicht.

Diese wenigen Bilder, die vielversprechend sind und in Österreich nur Insidern bekannt, machen neugierig auf eine umfassende Ausstellung.

In dem die Ausstellung begleitenden Katalog sind eine weitaus größere Anzahl von Fotografien enthalten als in der Ausstellung zu sehen sind, leider strotzt dessen Text von Fehlern.

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