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Digital In Arbeit

Unter dem Mikroskop

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Die Photographie kann eine Landschaft aus der Froschperspektive, kann sie vis-ä-vis oder als Schaubild aus der Luft wiedergejjen. Doch etwas kann sie nicht: das geistig-seelische Feuerwerk darstellen, das eine Begegnung ausmacht. Sie kann nicht die einander überstürzenden, überhaspelnden Empfindungswellen aufnehmen, die die Beziehung zwischen

Subjekt und Dingwelt ausmachen, nicht die halbbewußten, die unterschwelligen Viertel- oder Hundertsteltöne des menschlichen Empfangsapparates, nicht die Welt von Assoziationen, die jedes tiefere Erleben hervorruft. Das kann nur der Künstler. Heinz Trökes, Deutschland, dessen neueste Graphik die wie immer mutige Galerie St. Stephan zeigt, versucht, das Unsagbare in abstrakten Bildern, teils farbig, teils schwarz-weiß, einzufangen, Eindrücke vermittelnd, als würden Assoziationen unter dem Mikroskop analysiert. Er schafft nicht gegenstandslos, sondern das Gegenstandslose ist sein Gegenstand,

wird zur Realität. Daß er den Ergebnissen der abstrakten Malerei, wie sie seit dreißig, zwanzig oder zehn Jahren geläufig ist, nichts Neues hinzufügt, ist nicht seine Schuld: zu streng, zu strikt ist die Methode, als daß sie Extravaganzen duldete, ohne auf der Stelle tot zu sein. Trökes rächt sich an der Strenge auf seine Weise, indem er etwa in ein kraftvoll abstraktes Litho eine sehr „gegenständliche" Krampuskarikatur hineinpraktiziert. Einige seiner Blätter mag man liebgewinnen wie ein Stück alter Chinaseide oder wie die rissige Hauswand gegenüber.

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