Utopische Paläste für neue Menschen

Wenn der neue Mensch darangeht, sich neue Behausungen zu schaffen, dann müssen auch seine Monumente der neuen Gesellschaft entsprechend gestaltet sein. Das sozialistische Haus muß monumental aussehen, aber gleichzeitig intim, menschlich und gemütlich.

An den eirchitektonischen Hervorbringungen des Sozialistischen Realismus - insbesondere des Stalinismus - scheiden sich bis heute die Geister. Für die einen sind diese Bauten Monumente einer Gesellschaft, die politisches Neuland erschließen will, die anderen sehen als „Tyrannei des Schönen" den grauenhaften Zuckerbäckerstil, der von der Sowrjetuni-on ausgehend alle Staaten des Ostblocks überzogen hat. Sowohl Befürworter wie auch Gegner übersehen dabei, daß die technischen Voraussetzungen der damaligen Architekten und Zeichner absolute Weltspitze waren. Dies läßt die Ausstellung im MAK sehr deutlich erkennen.

Der Baustil der Stalin-Zeit war als Gegenentwurf zu den Hoch-hauslandschaften Amerikas gedacht und bezog seine Anregungen aus dem Mittelmeerraum. Was ihn von anderen Stilen unterscheidet, ist sein messianischer Zug, der die Menschen zu Schauspielern in den überdimensionierten architektonischen Räumen machte. Was mit jenen Menschen geschah, die nicht mitspielen wollten oder konnten, ist bekannt.

Gleichsam als Ergänzung zur Austeilung im MAK ist die umfassende Schau „Kunst und Diktatur" im Wiener Künstlerhaus zu sehen. Dort wird der Bogen von Architektur, Bildhauerei und Malerei über Österreich, Deutschland, Italien und die Sowjetunion während der Jahre 1922-1956 gespannt, wobei Austrofaschismus, italienischer Faschismus, Nazidiktatur und Sowjetregime nicht wirklich vergleichbar sind.