Lähmend, chaotisch, ohne Inspiration

Werbung
Werbung
Werbung

Schon damals gab es ein heftiges Rauschen im Blätterwald. Und noch heute beflügelt die Galápagos Affäre von 1934 die Fantasie von Presse, Filmemachern und Schriftstellern. Nun sind die ungeklärten Mordfälle rund um deutsche Auswanderer auf der Pazifikinsel Floreana (die schon von Charles Darwin besucht wurde) auf der Bühne des Theaters in der Josefstadt angekommen. Felix Mitterer hat mit "Galápagos" die realen historischen Ereignisse dramatisiert, Stephanie Mohr hat die Regie dieser Kriminaldramödie übernommen.

Auf der kargen Bühne werden die Geschichten der Inselbewohner dem Ermittler von der zuständigen Mordkommission wortreich dargelegt. Wie das Leben von Friedrich Ritter und seiner Geliebten Dore Strauch (Raphael von Bargen und Eva Mayer), deren skandalumwitterte Beziehung immer wieder von der Boulevardpresse ausgeschlachtet wurde, hatten sich beide doch vor der Abreise zu einem Partnertausch entschlossen und sich überdies auch noch aller ihrer Zähne entledigt. Die regelmäßigen Zeitungsberichte Ritters über das Südseeparadies lockten - sehr zur Unfreude des Eremitage-Paares - schnell weitere Aussteiger an. Das Kölner Ehepaar Wittmer (überzeugend Peter Scholz und Pauline Knof) mit Hang zur Hausmannskost will so der wirtschaftlichen Abwärtsspirale in Deutschland entkommen und die dubiose Baronin Eloise Wagner de Bousquet (Ruth Brauer-Kvam) mit ihren beiden Toyboys versucht sich erfolglos als Hotelbesitzerin und selbsternannte Kaiserin von Floreana.

Reale Kriminalfälle

Das Zusammenleben wird schnell zum nervenaufreibenden Kraftakt, bald gibt es die ersten Toten und Vermissten. Die realen Kriminalfälle konnten nie restlos geklärt werden, und auch Mitterer spielt verschiedene Szenarien und Tatmotive durch. Material zu den mysteriösen Geschehnissen hatte er mehr als genug. Haben die Protagonisten der Kriminalgeschichte selbst doch zahlreiche Bücher und Zeitungsartikel hinterlassen. Mohr inszeniert Mitterers Aussteigerdrama als chaotischen Erzählreigen mit penetranter Soundkulisse. Zwischen Zeiten und Blickwinkeln hüpft das Bühnengeschehen hin und her, die überlangen Textpassagen in Vergangenheitsform lähmen die szenische Umsetzung, und das Ensemble macht streckenweise einen recht überspannten Eindruck. Der dramaturgische Rotstift hätte dem Theaterabend gut getan. So plätschern die Erzählungen und Ereignisse vor sich hin. Mohr hat bereits einige Mitterer-Stücke an der Josefstadt erfolgreich umgesetzt, zuletzt das Tatsachendrama über das Schicksal des deutschen Sinto-Boxers "Rukeli". Ihrer jüngsten Inszenierung fehlt es diesmal aber an Inspiration und Fokus.

Galápagos Theater in die Josefstadt 24., 31. März 4., 8., 24. April

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung