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Jetzt geht's rund in den Rieden Österreichs! Tausende Erntehelfer hackeln zwischen den Rebzeilen, bereiten den reifen Trauben ein brutales Ende: Schnitt und ab in die Butte. Letztere zählt übrigens mittlerweile zu den antiquierten Utensilien. Logisch - bis eine Butte gefüllt ist, vergeht einige Zeit. Die Trauben werden durch ihren Eigendruck gequetscht, Saft entsteht, unerwünschte Spontangärung setzt ein. Derselbe Vorgang, nur in noch viel größerer Dimension, findet auch in den riesigen Sammelbottichen am Traktoranhänger statt. Deshalb greifen immer mehr Winzer zu kleinen, flachen Obstkisten, in welchen gerade einmal ein bis zwei Lagen der reifen Trauben Platz finden. Sodann sieht die moderne Weinbereitung den möglichst raschen Transport zur Verarbeitungsstätte vor. Davor noch eine kleiner, entspannender Aufenthalt im Kühlhaus - das baut Stress ab (in den Trauben und auch ein bisserl beim Weinbauern) und senkt natürlich auch die Temperatur des Rohmaterials. Kleiner Nebensatz zur maschinellen Lese: technisch sind die Dinger ziemlich ausgereift. Wenn sie auch noch das Traubengut selektionieren könnten (die guten ins Körbchen...) und geländegängig wären (man denke nur an die Hangneigungen in der Steiermark), würde der Weingartenbewanderer wohl öfter auf diese Monster treffen. Was ihm hingegen immer öfter ins Auge stechen wird, sind Sortiertische: auf einem Fließband rollen die vorselektierten Trauben zum Schlusscheck daher.

Während anderswo nur eineSorte, noch dazu oft in nur einem Durchgang geerntet wird, steht der österreichische Winzer vor ungleich mehr Herausforderungen. Ein gutes Dutzend Rebsorten sind eher die Regel als die Ausnahme, der Markt und auch die Tradition verlangen verschiedene Stile: leichte, frische Jungweine, seriöse Mittelgewichte, kräftige Bomber für das kleine Eichenfass und selbstverständlich gehören auch noch süße Prädikatsweine ins Angebot. Und jede Sorte braucht ihr eigenes Gärgefäß, eigene Hefe, eigene Gärführung und das ganze Herz des Kellermeisters. Sie, verehrte LeserInnen, können nicht unwesentlich zum Seelenfrieden ihres Hauswinzers beitragen: meiden Sie in diesen stressigen Zeiten Besuche am Weingut.

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