Liebe in Zeiten des Krieges

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Dimitré Dinevs missglücktes Bühnendebüt "Mit Haut und Haaren" am Theater im Rabenhof.

Geschichten des Krieges oder wie der Mensch vor der Historie zum Opfer wird - gegenwärtig vor allem im Fernsehen zu beobachten - , das hat im Theater ebenfalls Konjunktur. Auch in dem mit den "wiener wortstaetten", einem interkulturellen Autorentheaterprojekt, produzierten und von Hans Escher inszenierten Stück des 1968 im bulgarischen Plovdiv geborenen und 1990 nach Österreich eingewanderten Dimitré Dinev herrscht Krieg. In Tscheschenien (oder ist es Ex-Jugoslawien?) begegnen sich zwei Menschen: "Sie", eine "muslimische Schönheit" (Sonja Romei), die sich mit Leichenfledderei über Wasser hält, und "Er" (Heinz Weixelbraun), dessen Aussehen apokalyptische Vorstellungen weckt. Sein Oberkörper ist gezeichnet von den Schlachten und über und über mit Tätowierungen beschrieben. Inschriften im Körper des Krieges. Beide kämpfen um ihre bloße Existenz.

Sie aber begehrt auf gegen die Geschichte als ihr Schicksal und entdeckt in dem traumatisierten, skrupellosen Söldner ihren Liebespartner und rettet das kleine individuelle Glück - in den Tod. Wieder einmal geht es also um die Liebe in mörderischer Zeit und um ihre angebliche Kraft, alle noch so großen Widrigkeiten zu überwinden. Dahinter verbirgt sich offenbar die Sehnsucht danach, es möge inmitten all des Schrecklichen eine Insel des Guten und Schönen geben, ein Lichtlein in pechschwarzer Nacht.

Mit dem 2003 erschienenen Roman Engelszungen hat der seither gefeierte Autor bewiesen, dass er zweifellos Besseres schreiben kann. Haut und Himmel aber ist, man muss es so deutlich sagen, ärgerlicher, hochtrabender, reaktionärer Kitsch.

Patric Blaser

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