Liebe mit Ablaufdatum

Werbung
Werbung
Werbung

Philippe Lioret erzählt in "Mademoiselle" die Liebesgeschichte zweier Menschen, die für einen Tag und eine Nacht aus ihrem Leben ausbrechen.

Vierundzwanzig Stunden im Leben eines Menschen. Für die meisten lediglich ein kurzer Augenblick. Doch für manche kann bereits dieses Moment das Leben verändern, ihm eine unvorhergesehene Wende geben und in einer scheinbar stabilen Welt alles auf den Kopf stellen. So auch im Leben von Claire, der Pharmareferentin und Hauptdarstellerin in Philippe Liorets neuem Film "Mademoiselle".

Gezeigt werden ein Tag und eine Nacht im Leben der 33-jährigen Claire (Sandrine Bonnaire), die als erfolgreiche Referentin für Arzneimittel und glücklich verheiratete Mutter zweier Kinder alles hat, was sie sich vom Leben erträumt hat. Bis sie bei einem Treffen ihrer Firma an der Cote d'Azur auf den Künstler und Lebemann Pierre (Jacques Gamblin) trifft und nichts mehr ist, wie es vorher war. Als sich die beiden zum ersten Mal in einer Apotheke begegnen, ist bereits klar, dass sich ihre Wege erneut kreuzen werden. Bei einer Abendveranstaltung von Claires Firma, bei der Pierre improvisierte Theaterstücke vorführt, treffen die beiden erneut aufeinander. Ein Zufall - oder doch Schicksal - lässt Claire schließlich ihren Reisebus verpassen und erneut auf Pierre und seine Kollegen treffen, die Claire mit zur nächsten Bahnstation nehmen.

Im Lauf der gemeinsamen Autofahrt verliebt sich Claire in den eigenwilligen und konventionslosen Pierre. Dabei ist beiden von Anfang an eines klar: Sie werden lediglich 24 Stunden miteinander verbringen und am nächsten Tag wieder in ihr altes Leben zurückkehren. In diesem kurzen Moment erleben die beiden alle Höhen und Tiefen einer intensiven Beziehung: Emotionale Berg- und Talfahrten, Streit und Versöhnung, Liebe und Hass, Hoffnung und Verzweiflung. Der Lebenskünstler Pierre zeigt Claire, dass es auch ein Leben abseits ihrer festgefahrenen Bahnen gibt und lässt sie ihre spontane Seite entdecken. Claire hingegen animiert Pierre, neue Ziele in Angriff zu nehmen und sein nie vollendetes Theaterstück fertig zu stellen.

Regisseur Philippe Lioret vermittelt in seinem dritten Langspielfilm die komplexe Beziehung zwischen Claire und Pierre mit ruhigen und einfühlsamen Bildern, die ganz im Stil des klassischen französischen Kinos gehalten sind. Zeitweilige dramaturgische Längen bis zum Höhepunkt des Films werden durch witzige und gefühlvolle Dialoge überspielt. Zusätzlich zu seinem qualitativ hochwertigen Drehbuch lebt und profitiert "Mademoiselle" in ers-ter Linie von seinen beiden Hauptdarstellern. Mit Sandrine Bonnaire ist die Rolle der Claire mit einer der talentiertesten Schauspielerinnen des französischen Gegenwartskinos besetzt. Bonnaire vermittelt die emotionale Wandlung von Claire im Lauf ihrer kurzen Beziehung zu Pierre in erster Linie durch ihre wunderbare Ausstrahlung und Natürlichkeit. Ihr zur Seite steht mit Jacques Gamblin, wie bereits in Claude Chabrols "Farbe der Lüge", ein kongenialer Partner. Gamblin überzeugt in dieser federleichten Romanze durch seine Tiefgründigkeit und seine schauspielerische Vielfältigkeit.

Auch wenn in "Mademoiselle" das Ende des Films bereits an seinem Anfang absehbar ist, bleibt nach 85 Minuten ein Glücksmoment der ganz besonderen Art zurück.

MADEMOISELLE - Un amour impossible. Frankreich 2000. Regie/Drehbuch: Philippe Lioret. Mit Sandrine Bonnaire, Jacques Gamblin, Isabelle Candelier, Zinedine Soualem. Verleih: Filmladen. 85 Min.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung