In seinen beiden groBen Ausstellungs- raumen zeigt das Innsbrucker Landesmuseum Ferdmandeum 86 Blatter von Paul Flora, dem jungen Tiroler Graphiker, der 6chon bald fiberall bekannter ist, als in seiner eigenen Heimatstadt. Und es ereignete sich, daB alle Besorgnisse, die man des Publikums dieser Heimatstadt wegen vielleicht haben konnte, von einem besdiwingten Lfiftchen fortgeblasen wurden. Es ist der gleiche beschwdngte und belebende Hauch, der 60 viele von Floras Zeichnungen aus seiner Feder auf das Papier zu wehen 6cheint, und da6 gleiche Ladieln, das ihm in den Mundwinkeln sitzt, wenn er von Gruseligem und Damonischem, von Men schen und Magiem, von Zyklopen und Kugel- kopfen erzahlt, breitet sich auch auf den Gesichtem der Beschauer aus. Flora iet ein uniibertrefflidier Illustrator — nicht nur der Geschichten anderer (Gulliver, Taugenichts), sondern in nodi weit hoherem MaB der hunderterlei skurrilen und originellen Ein- falle, die ihm 6elbst durch den Kopf schwirren., oder der Ausdriicke, die er auf 60 bezaubemda Art wortlich nimmt, wie etwa das .flatterhafte Weib . Flora, der Erzahler, erheitert, ver blfifft und madit zuwerlen sehr nachdenklich, wenn er den tragischen Grund fuhlbar werden laBt, von dem jeder edite Humor sich sdiimmemd abhebt. Die Blatter aber, die keine .Gesdiichte wiedergeben, die nichts anderes schildem als einen Wagen voll Stuhle, ein Gartenhaus, Mondschein, einen Fi6ch6chwarm, bringen uns die kunstleri6che Meistersdiaft seiner Linien er6t ganz zum BewuBtsein. Arbeiten aus den letzten drei Jahren umfaBt die Ausstellung, in solchen Slattern aber kann man erst ermessen, wie- viel leichter, 6icherer, freier, selbstandiger die Hand im Laufe dieser kurzen Zeit ge- worden i6t und wie die formalen Einfalle den inhaltlichen allmahlidi ebenbfirtig erscheinen. Sie werden einander weiter 6teigern und befruchten, und sie werden schon deshalb nie vereiegen, weil der Flora des .Irrlidits" und der Tode&blatter sich audi aller Geheimnisse des Ungesagten machtig zeigt.
