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Das Bollerschiefen

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Sehr geehrte Redaktion I

Bei den diesjährigen Böllerschießereien anläßlich der Osterfeiern ereigneten sich in Zeltweg und in Graz schwere Unfälle. Zwei Knaben in Zeltweg wurden lebensgefährlich verletzt, beiden wurde die Schädeldecke gespalten, der Grazer Knabe verlor eine Hand! Es reißt der Unfug ein, zu Ostern, ein bis drei Tage zuvor, während der Hauptfeiertage und meist auch mehrere Tage nachher mit allen möglichen und unmöglichen Explosivapparaten zu experimentieren. Wir Obdacher mußten es in jüngster Zeit mehrmals erleben, daß die Leidtragenden bei Begräbnisse, die infolge der durchwachten Nächte, des großen Kummers, der seelischen Belastung mit ihren Nerven am Ende waren, mitten im „Vater, ich rufe Dich!“ durch mörderische Böllerschüsse aus unmittelbarster Nähe der Grabstätte in rohester Weise aufgeschreckt worden sind! Es ist hohe Zeit, diesen Landsknechtsitten Schach zu bieten! Wie können sich zivilisierte Kulturvölker heute noch die .wahrlich unmenschliche Begräbnisart ihrer Regenten leisten, den sterblichen Rest ihrer Fürsten auf einer Lafette, dem 'Ergänzungsgerät eines Geschützes, aufzubahren und zur Stätte des ewigen Friedens zuführen? Sind wir Weißen denn wirklich schon von Gott und allen guten Geistern verlassen? Sind wir noch eines wahren Völkerfriedens würdig? .

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