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Die Odyssee des Roten Ritters

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Fast achthundert Jahre nach Wolfram von Eschenbach beschert uns der Schweizer Autor Adolf Muschg eine neue Geschichte von Parzival, eine zeltgemäße.

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Fast achthundert Jahre nach Wolfram von Eschenbach beschert uns der Schweizer Autor Adolf Muschg eine neue Geschichte von Parzival, eine zeltgemäße.

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Zehn Jahre soll Wolfram für die Verarbeitung seines Stof-Ifes (1200-1210) gebraucht haben, zehn Jahre verbrachte Adolf Muschg mit seinem Helden. Was Wolfram einst von seinem Publikum verlangt hat, seine Geschichte nicht für ein gelehrtes Buch zu nehmen, das sollte für Muschg seme Gültigkeit bekommen. Deim von einem gelehrten

Buch läßt sich wahrhch nicht sprechen, eher von einer Ballimg Muschger Lebensweisheiten. Dazu bedarf es noch dreier Eier als „Agenten dieser Erzählung". Auch an heutigen Gütern, vne einem Laptop, soll es hier lücht fehlen, das Parzivals Tante Sigune als einzige Unterhaltung dient.

So erweitert der Schweizer Autor seine Erzählung um die Tragödie von Sigune imd Schointulan-der, die Wolfram in seinem Titu-rel angesiedelt hat, als zweites Surplus neben Gawans Geschichte. Bis der Gral nach 900 Seiten endlich gefunden wird, erfahren wir schiflemde Details über das Rittertiun des 13. Jahrhunderts.

Wenn Parzival seine Frau Condwir amius in Begleitung ihres Verehrers seines Gegenspielers Lähelins trifft, tritt er menr als Odysseus derm als roter Ritter auf. So nimmt auch seine Irrfahrt auf Munsalvaesche kein Ende, deim der Gral verschvnndet mit der Burg. Was dem Helden bleibt, ist sein Sohn Loherangrin, der kein Ritter werden wrill, dessen Bruder Kardeiz und seine Frau Condwir amurs, die er scheinbar nur verlassen hat, um sie nach den Abenteuern in die Arme ru schließen.

Aktuell ist diese Idee des Rückzugs in die Kleinfamilie durchaus, doch wandert Muschg hier am Abgrund des Kitschs vorbei. Muschg hat uns also einen neuen Par-ziveU erzählt, aber hat er uns damit nicht einiges genommen? Er tat etwas zuviel, er belehrt, nimmt die Erkenntnisse, die der Stoff selbst bietet, dem Leser vorweg, er erweitert das Bild von Parzival, um es aber wdeder gleichzeitig einzuengen.

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