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Die ungeklärten Fälle

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Jürgen Thorwald hat sich durch seine romanhaft wirkenden Darstellungen der letzten Phase im Ringen um den deutschen Osten 1944/45, die mit ihrer verworrenen Bewegtheit an die Völkerwanderung, in ihren tragischen Aspekten an den Gotenuntergang gemahnen, rasch einen Namen gemacht. Im vorliegenden Buch wendet Thorwald seine raffinierte Technik auf schärfer umrissene Einzelfälle (Prien, Möldere, Todt, General Lasch, der wenig bekannte Festungskommandant von Königsberg, Wlassow und andere) an. Um ein Gerippe halbwegs gesicherter Tatsachen werden fiktive' Szenen und Dialoge gruppiert, die eine außerordentliche Lebendigkeit der Darstellung ermöglichen. So ist etwa 'der Dialog zwischen dem amerikanischen Interrogator und dem deutschen Beamten, der den Versuch macht, die Differenzen, die

innerhalb der deutschen Führung wegen der Ostpolitik entstanden, in all seinen Nuancen recht meisterhaft geführt, allerdings offenbart sich gerade hier auch die Schwäche solcher Darstellungen: die Quellenangabe, die 6ehr begrüßenswerterweise dem Buch beigefügt ist, ermöglicht, da Hinweisziffern fehlen, keinesfalls die Nahtlinien zwischen Nachdichtung und Historischem ausfindig zu machen. Man wird gepackt, fasziniert, aber der kritische Sinn bleibt irgendwie unbefriedigt. Es wäre zu begrüßen, wenn ein Mann von der zweifellos großen Begabung Thorwalds sich an einer Darstellung der Ereignisse in den Ostgebieten versuchen würde, bei der die klassischen Prinzipien der Geschichtsdarstellung hochgehalten werden.

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